Zündstoff: Was wuchert im Sumpf?
Das Europäische Parlament in Straßburg hat den Kampf gegen Wettbetrug und Spielmanipulation eröffnet. UEFA-Präsident Michel Platini bedankte sich höflich für diese Unterstützung im Match gegen das Böse. Wenn diese Art der Manipulation in ganz Europa als strafrechtlicher Tatbestand behandelt werde, könne die "größte Bedrohung für den europäischen Sport besiegt werden", meinte Platini. Und was ist mit der FIFA, der UEFA, dem IOC? Den wachsenden Verbandsmonstern kommt man mit weltlichen Gesetzen kaum bei. Sie sitzen als Milliardenunternehmen in der Schweiz, sind als Vereine extrem steuerbegünstigt, verbieten ihren Leibeigenen unter Androhung des Ausschlusses gegen interne Regelverstöße, vor ein ordentliches Gericht zu gehen und lassen selbst in offensichtlichen Korruptionsfällen praktisch keine unabhängigen Kontrollen zu.
Bei allem Respekt für den einst genialen Kicker Platini: Dort schlummert die viel größere Bedrohung für den Sport. Der Fußball etwa könnte gut ohne die selbsterhaltende Verwaltungsblase FIFA existieren, die FIFA ohne den Sport jedoch kaum. Natürlich sind Verbände notwendig. Spielregeln, Auslosungen, organisatorische Details, Olympia-, WM- und EM-Vergaben müssen ja zentral gesteuert sein. Doch der Eindruck, dass in der gewachsenen Sumpflandschaft Vertragspartner wie die Weihnachtsgänse ausgenommen werden und dass Korruption zur gängigen Praxis geworden ist, schafft ein Klima, in dem andere kriminelle Neigungen auch auf dem Spielfeld wuchern können. Da kann es schon passieren, dass sich ein Fan nicht mehr über vergebene Chancen bei einem unglücklichen 1:2 in der Ukraine ärgert, sondern über ein 0:7 gegen Luxemburg nachdenken muss. Besonders, wenn die sieben Eigentorschützen danach im nagelneuen Porsche heimfahren.
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