Zündstoff: Kampf um die Wurst

Zündstoff: Rinderwahn im Affentheater
Jürgen Preusser über die Ausgeglichenheit der heimischen Liga und Legionäre die wieder um die "gefüllte Haut" spielen wollen.
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Slowenien will die Käsekrainer namensrechtlich schützen lassen. Für Österreichs Würstelstandler eine Katastrophe, zählt die Eitrige doch quasi zum Welt-Kulturerbe. Dürfen sie die Wurst künftig unter falschem Namen (Kas-Haße, Industrieviertler, Bergbaron-Häutl) verkaufen? Oder müssen sie die Ex-Käsekrainer überhaupt vom Menüplan streichen?

Hätte doch bloß das Fußball-Wunderteam einst jenen Weitblick bewiesen, den die Slowenen heute an den Tag legen! Stellen Sie sich vor, Ferserl, Gurkerl und Stanglpass dürften von Kickern anderer Nationen nicht verwendet werden: Messi wäre ein Schatten seiner selbst; Maradona wäre höchstens als Pizzaverkäufer nach Italien gegangen.

Seit Generationen geigen uns internationale Stars vor, wie man diese Spezialitäten gewinnbringend einsetzt, während die Österreicher das Rezept vergessen haben.

Jetzt haben wir eine Liga, in der mehr gelaufen, gekämpft und gearbeitet wird als je zuvor, die sich athletisch mit vielen anderen Ligen messen darf und deren Titelkampf noch dazu ziemlich spannend ist.

Weil aber genau jene feine Würze fehlt, die bei einigen Spielern auch die Verkrampfung lösen könnte, passt sie den Fans wieder nicht: Will denn keiner Meister werden? fragen sich die Leute. Kaum ist einer an der Spitze, verspielt er diese gleich im nächsten Match.

Würden aber starke Legionäre wie Alaba, Fuchs, Harnik, Dragovic, Arnautovic, Junuzović, Janko und andere bei österreichischen Klubs spielen, wäre die Liga technisch ganz sicher um eine Klasse stärker.

Früher hat das Fußballvolk geschrien (und wir geschrieben), dass unsere regionalen Helden unbedingt ins Ausland gehen müssen, um sich durchzusetzen. Genau das ist passiert – und prompt ist jetzt die Liga zu schwach.

Doch die Liga eines kleinen Landes kann nichts anderes sein als eine Talenteschmiede, eine Ausbildungsstätte. Man muss die Ansprüche daher zurückschrauben. Spätestens wenn das Nationalteam beweist, dass diese Strategie richtig ist. Dazu muss es endlich wieder in eine Situation kommen, in der es wirklich um die Wurst geht.

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