Zündstoff: Der wahre Marathon

Zündstoff: Rinderwahn im Affentheater
Jürgen Preusser erklärt, warum Wien trotz Marathon und Fußball-Derby keine Sportstadt ist.
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Am Sonntag könnte wieder der falsche Eindruck entstehen, Wien sei eine Sportstadt: Marathon; 36.000 Teilnehmer, 350.000 Zuschauer. Und dann noch ein Fußball-Derby. Wahr ist viel mehr, dass es keine funktionstüchtige Schwimmhalle mehr gibt, seit sich der Umbau des Stadionbads zu einem beträchtlichen Bauskandal gemausert hat. Synchronschwimmer und Kunstspringer können praktisch nicht mehr trainieren. Wahr ist auch, dass Ex-Europameister Dinko Jukic nach Rijeka geflüchtet ist, um ordentlich für Olympia trainieren zu können. Dort wurde er zu Ostern von einem Münchner Kontrollteam im Auftrag der österreichischen NADA kontrolliert. Die fünfte Doping-Probe innerhalb von vier Monaten, übrigens. Das wäre wieder eine Handvoll Euros aus Steuergeldern, die dem Bau einer der Weltstadt Wien angemessenen Schwimmhalle zugutekommen könnten.   Wahr ist auch, dass Basketball und Volleyball nur noch dahin­vegetieren. Es gibt kein echtes Ballsport-Zentrum, wie in sehr viel kleineren europäischen Städten. Wahr ist auch, dass das Thema "Eiszeiten" zu Trainingszwecken sowohl bei Kunstläufern als auch beim Eishockey-Nachwuchs ein permanentes Ärgernis ist. Ein paar weiße Linien auf belebte Straßen malen und sich dann mit ach so vielen Kilometern an Radwegen brüsten, reicht nicht. Da man überall auf der Welt begriffen hat, dass jeder in den Sport investierte Cent hundertfach in die Volkswirtschaft zurückfließt, sollten ein paar kluge Wiener Köpfe diesen organisatorischen und politischen Marathon angehen.

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