Zündstoff: Das Froschkonzert

Zündstoff: Falsches Täter-Profil
Entschließungsanträge und Absichtserklärungen zur Sportförderung: Geht’s vielleicht ein bisserl schneller und konkreter?
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Im Baseball-Stadion der New York Yankees wurde eine neue Froschart entdeckt. Vor allem durch sein Quaken unterscheidet sich eben dieser Leopardfrosch von allen bisher bekannten Leopardfröschen. Die Frage ist, ob diese sensationelle Entdeckung für die Welt des Sports wichtiger oder unwichtiger ist als die Entschließungsanträge und Absichtserklärungen zur Sportförderung, die soeben im österreichischen Parlament kundgetan wurden. Das Quaken jener Abgeordneten, die sich derzeit dem Thema annehmen, unterscheidet sich jedenfalls kaum vom Quaken früherer Funktionärsgenerationen. Ich will weder den Entschließungsantragstellern Westenthaler (BZÖ; Sportausschussvorsitzender) und Brosz (Sportsprecher der Grünen) , noch dem Sportförderungsreform-Ankündiger Darabos (SPÖ; Sportminister) , noch dem Diskussionsprozessvorantreiber Wittmann (SPÖ, Bundesportorganisationsvorsitzender und ASKÖ-Präsident) die gute Absicht absprechen. Doch geht’s vielleicht ein bisserl schneller und konkreter? Gießkannenprinzip, mangelhafte Kontrolle, versickernde Gelder, ineffiziente Verteilung, skandalöse Missbrauchsfälle, überzüchtete Selbstverwaltung, Multifunktionäre, Sesselkleber – das sind jene Schlagworte, die Doppel-Olympiasieger Peter Seisenbacher schon 1989 anprangerte. Damals fiel zwar der Eiserne Vorhang, nicht aber die gusseisernen Sportstrukturen diesseits der Grenze. Und Seisenbacher, zuvor bester Judoka der Welt, musste wegen seiner Offenheit den Job als Sporthilfe-General aufgeben. Heute ist er Nationaltrainer in Georgien und damit für den österreichischen Sport verloren.Jene Sportler, die 1989 auf die Welt kamen, werden heuer 23. Wie zum Beispiel Marcel Hirscher, der zu seinem Glück im straffen Skiverband bessere Bedingungen vorfindet als die Kollegen anderer Branchen. Deutschland hat zehn Mal so viele Einwohner wie Österreich, hat aber mit dem Olympischen Sportbund eine zentrale Anlauf- und Verteilungsstelle für (fast) alle Förderungen geschaffen. Bis man jedoch im trüben Tümpel des österreichischen Sports den Stein der Weisen findet, werden noch ein paar Hundert Froscharten entdeckt werden.

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