Die Sportförderung als olympisches Spielchen

Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Die politischen Sport-Fronten sind verhärtet

von Jürgen Preusser

über die Sportförderung

Nach der olympischen Nullnummer von London war von Entpolitisierung des Sports die Rede. Inzwischen sind sogar Olympische Spiele in Wien ein ernsthaftes Thema. Leider handelt es sich bestenfalls um olympische Spielchen.

Mitte Dezember blockierte die ÖVP plötzlich das neue Sportförderungsgesetz, das praktisch schon beschlossene Sache war. Mag ja tatsächlich sein, dass sie dem roten Sport- und Verteidigungsminister Norbert Darabos vor der Wehrpflicht-Abstimmung keinen Erfolg gönnen wollte, wie er gestern (in Ö1) fast beleidigt verlautbarte. Der schwarzen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner entlockte er damit nur einen höhnischen Lacher. Und die Feststellung, dass der Entwurf Mängel beinhalte, weshalb es frühestens Ende Jänner ein Gesetz geben werde. Worum es wirklich geht? Natürlich ums Geld. Und daher um Politik.

Achtzig Millionen jährlich gibt es für den Sport. Davon gehen 95 % an die Fachverbände. Die restlichen 5 % (4 Mio.) werden so geteilt: 40 % Olympisches Komitee (ÖOC), 25 % Bundessport-Organisation (BSO), 11,25 % Behindertensport, 2,5 % Paralympische Komitee, 1,25 % Special Olympics. Bleiben 20 % übrig – das ist ein Prozent vom gesamten Kuchen.

Laut Gesetzesentwurf sollen diese 800.000 Euro zwischen BSO und ÖOC – je nach Bedarf – aufgeteilt werden. Um Olympische Spiele professionell beschicken zu können, brauche das ÖOC aber 600.000 Euro aus diesem Pott, um wie bisher auf eine Gesamtförderung von 2,2 Millionen Euro zu kommen, sagt ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.

ÖOC = schwarz ( Karl Stoss).

BSO = rot (Peter Wittmann).

Der Wickel ist also aufgelegt, wenn es darum geht, welche der beiden Organisationen den Löwenanteil dieser Förderung bekommt. Die ÖVP-Staffel sieht eine heimtückische Verschiebung von Mitteln Richtung rot. Die SPÖ-Riege unterstellt dem ÖOC, auch in nicht-olympischen Jahren den ganzen Topf zu beanspruchen. Würde Darabos diesen einen Satz im Entwurf korrigieren, wäre das Gesetz durch.

Das ist aber unwahrscheinlich. Die politischen Sport-Fronten sind verhärtet. Die Sporthilfe ist schwarz geblieben (Anton Schutti wurde als Chef bestätigt), weil sich die Roten im Kandidaten-Spielchen weder auf Wolfgang Gotschke, noch auf Anja Richter hatten einigen können.

Zuvor war im Schwimmverband nach dem Abschuss des roten Präsidenten Paul Schauer ein schwarzer Putschversuch durch einen Last-Minute-Einsatz des roten Gewerkschaftlers Christian Meidlinger verhindert worden.

Wie das alles zeigt, geht es nicht ausschließlich um Sport! Fällt dem Sportvolk nicht weiter auf, wenn Skifahrer und Skispringer zumindest zeitweise gewinnen. Wenn auf den Ehrentribünen bei den unmittelbar bevorstehenden Hahnenkamm-Rennen und bei der darauf folgenden Ski-WM in Schladming Rot und Schwarz einander fröhlich in den Armen liegen werden.

Keiner wird dort ein Wort darüber verlieren, dass inzwischen fast 130.000 Österreicher für die tägliche Sporteinheit in den Schulen unterschrieben haben (www.turnstunde.at). Weil dieses Projekt natürlich wieder Geld kosten würde, das sich dem Zugriff des Partei-Sports entziehen könnte.

Hipp, hipp, hurra!

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