Der Nächste bitte: Schütze Farnik gesperrt

Zündstoff: Falsches Täter-Profil
Zündstoff: Spitzensportler stören. So einfach ist das.
Jürgen Preusser

Jürgen Preusser

Der Nächste bitte: Schütze Farnik gesperrt

Spitzensportler stören. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die österreichische Sportlandschaft beobachtet. Nachdem Dinko Jukic vom (roten) Schwimmverband gesperrt wurde und vor Gericht ziehen wird, hat der (schwarze) österreichische Schützenbund unter dem Präsidenten Herwig van Staa (ehemaliger Tiroler Landeshauptmann) seinen besten Sportler abgeschossen. Einfach so. Thomas Farnik, sechsfacher Olympia-Teilnehmer und dreifacher Finalist, zweifacher Welt- und Europameister und mehrfacher Weltrekordler, wurde aus dem Kader geworfen. "Offenbar um meinen schlechten Einfluss fernzuhalten", sagt er. Außerdem durfte der Wiener nicht an den österreichischen Meisterschaften teilnehmen. "Erfahren habe ich es eher zufällig von einem Freund", berichtet Farnik. Als 45-jähriger Spitzensportler, der sogar Weltschütze des Jahres war (1997), hätte er sich wohl mehr Respekt verdient. Der Grund für die Sperre dürfte Farniks Kritik an Funktionären und an den amateurhaften Trainingsmöglichkeiten der Österreicher bei den Spielen in London gewesen sein (Stellungnahme des ÖSB folgt angeblich am Mittwoch). Er habe einen Trainer zugewiesen bekommen, der sich nur rudimentär um ihn gekümmert habe. Außerdem sei eine Funktionärin nach London mitgenommen worden, die dort absolut keine Funktion gehabt habe. Montagnachmittag saßen der Präsident der Bundes-Sportorganisation Peter Wittmann und Sportminister Norbert Darabos beisammen, um beim Entwurf des neuen Sportgesetzes eine Annäherung zu erzielen. In der Zwischenzeit passieren auf Verbandsebene Dinge, die all die in London aufgebrochenen Missstände bestätigen: Jukic klagt den Schwimmverband. Anwalt Thomas Krankl hat inzwischen auch die Klage des ehemaligen Salzburger Landes-Präsidenten abgeschickt: Christian Schneebergers Verband war Anfang des Jahres ausgeschlossen und durch einen Alternativ-Verband ersetzt worden. Beim Verbandstag der Schwimmer vor zehn Tagen in Linz war der hohe Gewerkschaftler Christian Meidlinger in einer Nacht- und Nebelaktion nach dem fälligen Rücktritt Paul Schauers zum Präsidenten gewählt worden, um eine Revolution zu verhindern und um die alte Führungspartie einzubetonieren. OSV-Finanzreferent Walter Benesch, der in Linz öffentlich zugegeben hatte, Sponsorgelder auf Privatkonten zwischengelagert und damit Dienstautos und Geschäftsführergehälter in einer bis dahin geheimen GmbH finanziert zu haben, blieb hingegen im Amt. Immerhin wurde eine Wirtschaftsprüfung in Aussicht gestellt. Den krönenden Abschluss des Linzer Parteitags bildete die feierliche Bestätigung der Jukic-Sperre. Spitzensportler stören. So einfach ist das.

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