Flughafen: Millionen für gefeuerte Ex-Chefs

Wirtschaft von innen: OeBS Provisionsskandal: Die Frage der Revision
Wirtschaft von innen: Die Flughafen Wien AG entledigt sich der letzten Altlasten rund um geschasste Vorstände und das Skylink-Desaster.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Die vier Herren können von Glück reden. Unter dem neuen Aufsichtsrat wäre die Sache vermutlich nicht so einfach über den Tisch gegangen. In der Bilanz 2011 der Flughafen Wien AG wurden nicht nur die Altlasten in Zusammenhang mit den Baukosten für den Terminal Skylink ausgeputzt. 4,3 Millionen Euro wurden außerdem noch für die Zusatzrenten der gefeuerten Alt-Vorstände Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid (beide SP) sowie Christian Domany und Kurt Waniek (beide VP) an eine Pensionskasse übertragen.

Großzügige Pensionsregelungen sind in Österreichs Vorstandsetagen durchaus üblich. Haarig wird’s allerdings dann, wenn die Erfolgsbilanz der Manager nicht stimmt. Den Alt-Chefs des Flughafens, die alle miteinander nicht freiwillig abgegangen sind, können besondere Erfolge wohl kaum nachgesagt werden.

So kritisierte auch der Rechnungshof in seinem vernichtenden Bericht über das Großprojekt Skylink, bei dem die Kosten davonflogen und sich die Inbetriebnahme um Jahre verzögerte, die Pensionsregelungen. 40 Prozent des letzten Jahresbruttogehalts waren den Vorständen vom alten Aufsichtsrat unter Johannes Coreth (VP, Ex-Vorstand der Niederösterreichischen Versicherung) und dem ehemaligen Bank-Austria-Chef und SP-Manager Karl Samstag zugestanden worden. Auch für den Fall eines vorzeitigen Abgangs. Was der Rechnungshof mit Hinweis auf die "öffentliche Rechenschaftspflicht" als "problematisch" erachtete.

Die Länder Wien und Niederösterreich sind mit je 20 Prozent die größten Aktionäre des börsenotierten Airports. Dem Rechnunghof stieß zudem auf, dass der Ruhestand bereits nach nur fünfjähriger Vorstandstätigkeit (Domany) versüßt wird.

Flughafen: Millionen für gefeuerte Ex-Chefs

Dabei war der Flughafen beim vorzeitigen Abschied ohnehin spendabel. Kaufmann, ehemals Direktor der Arbeiterkammer Niederösterreich, erhielt rund 460.000 Euro Abfertigung sowie einen zweijährigen Konsulentenvertrag über insgesamt 360.000 Euro. Um den er allerdings noch feilschte, mit anwaltlicher Hilfe von Gerhard Jöchl. Das ist deswegen bemerkenswert, weil der renommierte Arbeitsrechtler Jöchl als Vorstand die Mitarbeiter-Stiftung vertritt, die Zehn-Prozent-Aktionärin des Flughafens ist. Vereinbar? "Kein Widerspruch", meint Jöchl. Er ortet vielmehr "eine Schadensvermeidung, bevor eine teure Prozesslawine losgetreten worden wäre".

Schmid, der als Mitarbeiter der Stadt Wien für seinen Vorstands-Job karenziert wurde und wieder ins Magistrat zurückkehren dürfte, werkt bis Jahresende ebenfalls als Konsulent – für die mit 5. Juni geplante Inbetriebnahme des Skylink. Für ein Salär von 254.000 Euro, als Abfertigung gab’s 323.000 Euro.

Flughafen: Millionen für gefeuerte Ex-Chefs

Bei der Gestaltung von Boni für die Chefs war der alte Aufsichtsrat durchaus kreativ. Schmid und Ernest Gabmann, 2009 als vormaliger NÖ-Wirtschaftslandesrat in den Flughafen-Vostand gesetzt und mit Ende 2011 gegangen, haben eine Zusage auf einen sogenannten Skylink-Bonus – richtig gelesen, dafür wurde eine Belohnung zugesagt – von je knapp 245.000 Euro. Der neue Aufsichtsratschef und Raiffeisen-Manager Erwin Hameseder hat allerdings schon erklärt, das Körbchengeld nicht auszuzahlen, soferne das rechtlich irgendwie möglich ist. Hameseder geht mit seinen Stellvertretern, Gesiba-Chef Ewald Kirschner und Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer voll d’accord. "Der neue Aufsichtsrat ist nicht gewillt, sich auf irgendwelche halbherzigen Kompromisse einzulassen. Diese Zeiten sind am Flughafen endgültig vorbei", heißt es intern.

Das bekommt auch Gabmann, seit Ende 2011 Geschäftsführer der LISA Film, zu spüren. Er forderte bei seinem Abgang eine Pension ein, was der damalige Aufsichtsratschef Christoph Herbst verwehrte. Offen blieb ein möglicher Konsulentenvertrag, eine schriftliche Zusage gibt es aber nicht. Gabmann hat nun den Flughafen auf 573.300 Euro (inklusive Umsatzsteuer) geklagt. Der Airport ist wild entschlossen, freiwillig nicht zu zahlen, die erste Tagsatzung dürfte Anfang Mai stattfinden. Davon abgesehen, dass es keine Vereinbarung gebe, bestehe kein Bedarf für eine Beratertätigkeit Gabmanns, wird argumentiert.

Die Staatsanwaltschaft Korneuburg ist mit Flughafen und Skylink nach wie vor gut ausgelastet. Ein Verfahren wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung in Zusammenhang mit den explodierten Skylink-Kosten dürfte eingestellt werden. Noch offen allerdings ist das Verfahren gegen Kaufmann wegen des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger. Der hatte 2004 bis 2009 vom Flughafen über eine Million Euro an Honoraren kassiert. Und eine Schmutzkübelkampagne samt Bespitzelung durch einen Detektiv gegen Rakesh Sardana , größter Shopping-Betreiber am Flughafen, gestartet sowie eine gezielte Beeinflussung der Aufsichtsräte, um Kaufmanns Job zu verlängern. Im Korruptions-U-Ausschuss sagte Hochegger, die Flughafen-Kampagne tue ihm "leid".

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Gut gestartet sind jedenfalls die beiden neuen Flughafen-Chefs Günther Ofner und Julian Jäger. Bereits sechs Banken haben die Bewertung der Aktie nach oben korrigiert. Die Londoner Großbank HSBC attestiert in ihrer jüngsten Analyse über europäische Flughäfen, das neue Management sei "besser gestartet als erwartet", die angesagten Ergebnisziele dürften eingehalten werden. Jäger und Ofner haben übrigens keine Abfertigungsansprüche, für ihre Altersvorsorge zahlt der Flughafen 15 Prozent des Gehalts in eine Pensionskasse.

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