über LEBEN: Vertrau keiner Knackwurst

über LEBEN: Vertrau keiner Knackwurst
Guido Tartarotti über sein neues Lieblingslokal.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als ich 18 Jahre alt war, bekam ich einen Sommerjob in einer Wurstfabrik. An meinem ersten Tag dort sagte der aus der Türkei stammende Vorarbeiter: "Junge, gehst du Tiere opicken." Ich irrte ziemlich lange durch die Hallen, auf der Suche nach Tieren, die ich ankleben könnte, bis sich ein Kollege meiner erbarmte und mir meinen Auftrag erklärte: Ich sollte Wurstwaren der Sorte "Dürre" mit Etiketten versehen. Nach meinem Monat in der Wurstfabrik war ich um drei Erfahrungen reicher. Erstens: "Olona" ist Türkisch für "abladen", aber nur in Wien. Zweitens: Nichts schmeckt so gut wie heißer Leberkäse direkt aus dem Ofen. Drittens: Iss niemals Knackwurst. (Warum nicht? Arbeiten Sie in einer Wurstfabrik, dann wissen Sie es!) Meine Beziehungen zur Gastronomie sind seit dieser Zeit ein wenig heikel - ich verkehre grundsätzlich nur in Restaurants, in denen Knackwürste Lokalverbot haben. Nein, das war jetzt nur ein blöder Witz, um von einem Thema zum nächsten zu kommen. Ich habe gar nichts gegen Knackwürste, solange ich sie nicht essen muss. Einige meiner besten Freunde sind Knackwürste. Knackwürste sind angenehme Restaurantgäste. Sie sitzen still in der Ecke, grölen nicht, randalieren nicht und prellen nicht die Zeche.

Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich ein neues Lieblingslokal habe. Es heißt "La Vita è Bella". Sein Wirt, der Marco, kann gleichzeitig hervorragende Weine einschenken, noch bessere Pasta kochen, die Gäste auf Italienisch-Wienerisch mit Anekdoten unterhalten und auf seiner Tonanlage Falco mit Litfiba mischen. Und weil ihm fad ist, wenn er so wenig zu tun hat, macht er zwischendurch Felgeaufschwünge im Durchgang zur Küche. Wo das Lokal liegt, verrate ich nicht, aber die Adresse fängt mit P an und hört mit ilgramgasse 16 auf. Werbung? Natürlich war das jetzt Werbung!

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