über LEBEN: Neues Handy
Unlängst gebe ich stur drei Mal die falsche Pin-Nummer in mein Handy ein, weil ich sicher bin, ich habe recht und nicht das Handy. 4757, sieh das doch ein, du blödes Handy! Als sich das Telefon bereits schmollend selbst gesperrt hat, fällt mir ein: 4858 natürlich! Das ist typisch für mich – ich spüre Zahlen nicht, für mich ist eine 7 annähernd das Gleiche wie eine 8. Beim Versuch, das Handy wieder zu entsperren, erfahre ich erstaunt, dass ich dazu einen Puk brauche. Ich kenne nur zwei Puks: Einen beim Eishockey und einen im Sommernachtstraum.
Meine Freunde lachen mich aus, rund um die Uhr. Klar, sie haben iPhones, iPods, iPads, iTunes. Ich hab nix mit i, höchstens ein Hirn. Und auch an dem zweifle ich manchmal.
Jetzt habe ich ein neues Handy. Zugegeben, es kann nicht filmen, im Internet spazieren gehen oder Kaffee kochen. Aber es kann telefonieren! Das ist doch was. Ok, die Ziffern sind ziemlich groß, es ist also eher ein Seniorenhandy. Es hat auch keine Tasten, sondern eine Wählscheibe. Nein, das stört mich nicht. Freunde haben mir gesagt, dass mein Handy für ein Handy eigentlich zu schwer ist. Es ist wirklich nicht das leichteste, es wiegt ungefähr 800 Kilo. Also, man kann es nicht gut in die Tasche stecken. Es ist dafür ja auch zu groß, zirka 2,5 mal 1,5. Also Meter. Aber dafür hat mein Handy ein Dach und eine Tür und man kann sich, wenn’s regnet, drin sehr gut unterstellen. Und ein Telefonbuch liegt auch immer da, damit man was zum Lesen hat. Man muss halt eine Münze einschmeißen, bevor man handyfonieren kann.
Ich weiß, Sie werden jetzt behaupten, dass mein neues Handy gar kein Handy ist, sondern eine Telefonzelle. Aber wenn eines Tages die böse Ratingagentur kommt und Ihr Smartphone auf ein Dummwieeinpfostenphone downgradet, dann werden Sie mir auf mein Handy noch neidig sein.
guido.tartarotti(at)kurier.at
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