über LEBEN: Lernfähig

über LEBEN: Lernfähig
Guido Tartarotti über Lernfähigkeit und die Angst vor Computern.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Es gibt keinen Grund, nicht jeden Abend klüger zu Bett zu gehen, als man aufgestanden ist. Meine liebe Freundin Berni z. B. wird nie wieder beim Running Sushi die leeren Teller zurück aufs Laufband stellen. Sie dachte, das gehört so, damit die Kellner nicht soviel tragen müssen. Ein wild seine Sushimesser schwingender japanischer Koch belehrte sie eines besseren. Ich wiederum glaubte lange, für die Beschäftigung mit Gelddingen zu dumm sein zu dürfen. Bis mich zuerst Meinl European Land und danach ein Fremdwährungskredit in den Hintern bissen. Heute kann ich aus dem Euro-Franken-Kurs sogar das Wetter von morgen deuten.

Letztens habe ich, bisher ein hochgradiger Techniktrottl, sogar das Abfluss-System meines Badezimmers auseinander genommen, gereinigt und wieder montiert. Danach gab es zwar eine kleine Überschwemmung, welche drei Ortsteile unter Wasser setzte und 20 Familien vorübergehend obdachlos werden ließ. Aber dann dachte ich scharf nach, montierte das Klumpert noch einmal und seitdem ist alles trocken. Und jetzt bitten mich reihenweise leichtbekleidete Nachbarinnen, doch einen Blick auf ihren Siphon zu werfen. Keine Ahnung, was ein Siphon ist, aber vermutlich etwas ausgesucht Sündiges. Ich habe also wenig Grund, an meiner Lernfähigkeit zu zweifeln. Umso mehr ärgert es mich, dass ich meine Angst vor Computern nicht überwinden kann. Für mich sind Computer kleine, böse, bissige Hunde, welche die Angst riechen und zubeißen. Ich kenn mich nicht aus mit iphone, ipod, ipad. Ich kenn nur i-erspeise, i-fersucht und i-nbahnstraße. Und ich kenn: Der i-lzug nach i-senstadt fährt in i-ner Minute auf Bahnsteig i-ns i-n. Jetzt brauch ich, wie es ausschaut, aus beruflichen Gründen einen privaten Computer, den ersten meines Lebens. Und ich hab plötzlich Angst und fühle mich alt.

Kommentare