A Leberkas ausm iPad

Zeitungspapier, feuchte Tücher und Georg Danzer.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Der hoch verehrte Kolumnisten-Kollege Telemax schrieb kürzlich darüber, warum er persönlich das von manchen vorhergesagte Ende der Papierzeitung bedauern würde: Denn er lernte mit der Zeitung das Rauchen. Nach dem Krieg rollten er und seine Freunde Zeitungspapier zu riesigen Zigaretten, die sie mit von russischen Soldaten geschnorrtem Tabak stopften. Keine noch so edle Rauchware schmeckte ihm später so gut, wie dieser Billigtabak in Zeitungspapier. Niemand mehr wird künftig auf diese Weise den Einstieg in den Nikotinkonsum finden, Laptops, iPads und Smartphones können vieles, aber sie lassen sich nicht zu Zigaretten rollen. Und falls doch, würden sie nicht gut schmecken. Die meisten Menschen werden das begrüßen, Zigaretten gelten heute ja als Mordwerkzeuge. Wir leben in einer Zeit, in der man hofft, sich das ewige Leben erkaufen zu können, indem man sich in feuchte Tücher wickelt, ungesüßten Kräutertee schlückchenweise zu sich nimmt und nie lacht.

Ich habe mit der Zeitung nicht das Rauchen erlernt, aber ich lernte mit ihr schreiben und lesen. Mein Vater ließ mich KURIER-Artikel abschreiben. (Wäre ich heute ein Kind, ich würde die Artikel einfach kopieren und lernte dabei nichts außer den Tasten STRG+C und STRG+V.)

Mein Großvater wiederum, sparsam veranlagt, las die Zeitung auf dem WC und verwendete sie danach zur Körperhygiene. Ein iPad verwendet man auch zum Wischen, aber anders.

Wir verdanken dem Zeitungspapier aber auch die Bereicherung des Kulturlebens. Gäbe es kein Zeitungspapier, hätte Georg Danzer vielleicht niemals das wundervolle Lied „Ruaf mi ned an“ geschrieben. Denn die Zeile „Hast schon vergessen/wie a Leberkas schmeckt ausm iPad“ klingt nicht sehr gut. Sie reimt sich auch überhaupt nicht auf „Kumm wieder ham zu mir“.

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