Körperkurtl, Schreier und Stinker

Die Typologie des Fitness-Centers, Teil 1.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das Fitness-Center ist ja nicht nur ein Ort der Selbstoptimierung, es ist auch eine grandiose Menschenausstellung. Gezeigt wird: Die Typologie der Fitness-Center-Bevölkerung.

Der Körperkurtl. Stemmt mit dem Ernst echter Hingabe sein Eisen. Spricht nur, wenn er mit Seinesgleichen Rezepttipps für Proteinshakes oder Tricks zur Bekämpfung der Anabolika-Akne austauschen darf. Kann seine eigenen Fleischberge kaum noch tragen, sieht sich selbst im Spiegel aber als viel zu dünn.

Eine Sonderform des Körperkurtls ist der Türsteher, optisch meist vom Typ nordbulgarische Discothek. Während der Körperkurtl trainiert, um möglichst so auszusehen, als habe man ihm Pressluft in den Popo gepumpt, geht es dem Türsteher eher um Abschreckung und Schlagkraft unter besonderer Berücksichtigung der Watsche mit Fuß. Der Türsteher schaut nicht in den Spiegel, er weiß auch so, dass er gefährlich aussieht.

Der Schreier. Stöhnt, als gelte es, einen Porno zu synchronisieren, feuert sich selbst mit Slogans an, die wie aus einem US-Präsidentschaftswahlkampf oder aus einer Angela-Merkel-Pressekonferenz klingen. Versucht, die Hanteln möglichst dramatisch klirren zu lassen, was gar nicht so leicht geht, da er nur im Grammbereich stemmt. Eher untersetzter Typ, sieht sich im Spiegel aber als Sylvester Stallone beim Best-of der Rocky-Trainings-Sequenzen.

Der Stinker. Füllt mit seiner Ausdünstung den ganzen Raum. Vermutlich will er das, damit er wahrgenommen wird. Denn das Stinken zu verhindern, wäre ganz leicht: Duschen, frisches Leiberl – this is no rocket science! Liebt den eigenen Duft und hätte im Auto am liebsten den Wunderbaum Turnsackerl. Sieht sich im Spiegel als Blumenwiese, in Wahrheit sieht er aus wie Fischgräten mit kreisenden Fliegen.

Nächste Woche: Erklärer, Steher, Telefonierer.

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