Schnupfogusch!

Wann erfindet endlich jemand Riesenschnauza schnupfel?
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Iberogast - ein Spanier, der zum Essen bleibt.

von Guido Tartarotti

über pharmazeutische Lyrik.

Grippesaison ist. Also jene Zeit, in der Journalisten gerne „Grippe“ und „grippaler Infekt“ verwechseln, damit die Zahlen in den Schlagzeilen spektakulärer aussehen. (Mit Begeisterung wird in dieser Zeit auch das Verb „explodieren“ verwendet, meist explodieren die Zahlen der Erkrankten, manchmal auch die Kranken selber.)

Grippe mit grippalen Infekten gleichzusetzen, das ist ungefähr so, als würde man zur Zahl der Beinamputierten auch jene hinzurechnen, die sich beim Zehennagelkürzen geschnitten haben. Echte Grippe fühlt sich an, als wäre man dem Tod nahe, grippale Infekte sind dagegen eher willkommene Anlässe, dem Partner auf die Nerven zu gehen.

Das Schöne an der Grippezeit ist ja, dass es da mehr Medikamente-Werbung gibt. Erstens finde ich die im Renntempo herunter gehechelten „ArztoderApotheker“-Hinweise sehr amüsant. (Ich warte ja darauf, dass einmal jemand das Prinzip umdreht und den Hinweis ganz langsam, die Werbung selbst aber superschnell spricht.)

Und zweitens mag ich die Namen der Medikamente so: Grippostad! Das ist doch pure Poesie, schöner wäre nur noch „Schnupfogusch“. Als ich ein Kind war, hatten Medikamente noch rein lateinische Namen, und da Latein – siehe lateinische Messe – damals noch als Zaubersprache galt, wurden die Patienten allein schon durch den Klang der Arznei gesund: Influbene! Später wurden dann öfter deutsche Begriffe verwendet, hinten hängte man ein „bene“, „med“ oder „san“ an, die Mittel hießen dann so ähnlich wie „Halswehosan“ oder „Darmobene“.

Heute sind wir bei der pharmazeutischen Lyrik angekommen. Bronchostop! Ja, sollen die Bronchien endlich stehen bleiben, anstatt sinnlos in der Gegend herumzurennen! BoxaGrippal mag ich ganz besonders (alternativ wären auch „Ringa grippal“ oder „Riesenschnauza schnupfal“ schön gewesen). Aber am besten gefällt mir: Iberogast. Ich muss dabei immer an einen Spanier denken, der zum Essen bleibt.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 22. Jänner sowie am 10. März im Theater am Alsergrund zu sehen, am 17. Februar in St. Pölten, Bühne im Hof und am 24. Februar im Kuga, Großwarasdorf.

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