Ich bin ein Käubö

Der Fasching, ein großes Missverständnis.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Und ich beschloss, den Fasching für immer zu hassen.

von Guido Tartarotti

über Verkleidungspannen.

Als ich ein Kind war, war der Fasching eine Art Leistungsschau der wirtschaftlichen Möglichkeiten des Elternhauses. Im Prinzip waren alle Kinder ja gleich verkleidet: Alle Mädchen gingen als Prinzessin, alle Buben als „Kauboj“ bzw. „Käubö“, je nach Aussprache. Und die, die sich nicht entscheiden konnten, gingen als Schwammerl (die ganz Armen bekamen ein Leintuch über den Kopf gehängt und waren dann entweder Gespenst oder Ölscheich).

Dennoch waren die Unterschiede riesig. Die mit den wohlhabenden Eltern kamen mit Stetson, Patronengürtel, Lasso, Halstuch, Fransenhosen, Spielzeugrevolver und Sporenstiefeln (einer hätte sogar ein Pferd mitgebracht, wäre das erlaubt gewesen). Die, deren Eltern sich keine eigenen Kostümbildner leisten konnten, bekamen halt den großen Hut vom Opa aufgesetzt und ein kariertes Hemd angezogen und mussten ununterbrochen „Ich bin ein Käubö“ sagen, damit man sie nicht für einen Raststättenkellner oder Liftwart hielt.

Ich wollte kein Kauboi sein, denn meine Eltern erlaubten mir keine Spielzeugwaffen, und ein pazifistischer Kauboi war einfach lächerlich (die ganze amerikanische Innenpolitik baut auf diesem Gedanken auf). Ich setzte in diesem merkwürdigen Verkleidungswettkampf auf Kreativität und beschloss, als „Robin Hut“ zu gehen. Ich wusste nicht genau, wie ein Robin Hut aussah, aber meine Mutter versprach, mir ein Kostüm zu schneidern.

Höhepunkt dieser Verkleidung, in der die Farbe Grün eine Hauptrolle spielte, war, no na, ein ausladender Hut, der, weil meine Mutter keine Feder auftreiben konnte, mit Blumen geschmückt war. Ich setzte ihn auf und sah aus wie die Gärtnerin in einem Rosamunde-Pilcher-Film. Ich nahm den Hut ab und sagte: Ich gehe nicht zum Fasching. Meine Mutter, die sich so viel Mühe gegeben hatte, brach in Tränen aus und tat mir deshalb so furchtbar leid, dass ich im selben Moment beschloss, den Fasching für immer zu hassen.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 17. Februar in St. Pölten, Bühne im Hof, am 24. Februar im Kuga, Großwarasdorf und am 10. März und 23. Mai im Theater am Alsergrund zu sehen.

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