Zwischen Frust und Vorurteil

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Fest steht, dass der Schweizer mit seiner unaufgeregten Art gut ankommt in der Öffentlichkeit.

von Wolfgang Winheim

über Marcel Koller

Bei allem Ärger: Das Scheitern in der WM-Qualifikation ist keine nationale Katastrophe. Bedenklicher ist, dass in Schweden doppelt so viele Menschen Sport betreiben (78 Prozent) wie in Österreich (38). Immerhin werden hierzulande mittels Sport im Patschenkino Spitzenwerte erzielt.

Fast eine Million Seher! Noch nie hat ein Privatsender eine so gute TV-Quote in Österreich erreicht wie ATV dank des Fußball-Qualifikationsspiels.

Fast Weltklasse! Noch nie in diesem Jahrtausend hat eine österreichische Nationalelf balltechnisch so überzeugt wie 45 Minuten lang in Stockholm.

Aber eben nur 45 Minuten.

Dann verlor der bis dahin exzellente Aleksandar Dragovic den Ausnahmekicker Zlatan Ibrahimovic folgenschwer aus den Augen. Dann wurde der ausnahmsweise lauffreudige Marko Arnautovic schuldlos ausgeschlossen.

Aber der Mehrheit der Sportfreunde wird’s wurscht sein, welche Ungereimtheiten die demoralisierte Nationalelf jetzt auch noch auf den Färöern erwarten. Ob dort der Wind so heftig bläst, dass die weltweit einzigartige Ausnahmeregel in Kraft tritt, wonach der Ball vor einem Strafstoß mit der Hand festgehalten werden darf.

Statt der Kunstrasen-Partie auf den Färöern wird die Teamchef-Frage zum dominanten Thema. Bleibt Marcel Koller oder nicht? Fest steht, dass der Schweizer mit seiner unaufgeregten Art gut ankommt in der Öffentlichkeit. Und fest steht ferner, dass Koller mit einem Abgang den ÖFB in die Bredouille brächte.

Wohl gibt es zig anständige, arbeitslose österreichische Lizenz-Trainer. Aber es gibt darunter kaum einen, dessen Bestellung nicht einen Sturm der Entrüstung in diversen Online-Foren auslösen würde.

Anders als im Ausland, wo sich Opas à la Spaniens Weltmeister Coach Vicente del Bosque als prädestiniert für das Nationaltrainer-Amt erwiesen, bestehen in Österreich speziell gegenüber der Generation 60+ Vorbehalte. Nur im Fall zweier Jung-Trainer wäre der Zuspruch größer als der Protest. Jedoch:

Peter Stöger wird sich, zumal er als gut dotierter FC-Köln-Coach von Platz eins der zweiten deutschen Liga herunterlacht, die Koller-Nachfolge ebenso wenig antun wie Andreas Herzog. Letzterer sitzt am 19. November im Happel-Stadion ohnehin auf der Betreuerbank. Allerdings auf jener der USA, Als Co von Jürgen Klinsmann. Wenn Österreichs FC Frust Sparringpartner für den den WM-Fixstarter spielt.

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