Vorboten zu einer grünen K-&-K-Zeit

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Kirisits findet, angefangen von der Stadion-Misere, genug andere Baustellen vor

von Wolfgang Winheim

über Rapid

In Hütteldorf pfeifen’s die Spatzen von den Dächern des maroden Hanappi-Stadions: Hans Krankl soll ein Comeback feiern. In welcher Funktion – darüber darf noch gerätselt werden.

Feststeht, dass der mutmaßliche neue Präsident Erich Kirisits Rapids Kultfigur bei Amtsübernahme am 18. November in seine Führungsriege einbauen will. Und feststeht ferner, dass Kirisits schon einmal Krankl geholt hatte. Das war 1997, als der SV Gerasdorf (dank Kirisits’ Mithilfe) der zweiten Bundesliga angehörte. Und als Krankl auf dem zugigen Vorstadtplatz nördlich der Donau als Trainer für frischen Wind sorgte. Ein Traineramt tut sich der 60-jährige Krankl sicher nicht mehr an. Dazu besteht bei Rapid, zumal Zoran Barisic einen guten Job macht, auch kein Bedarf. Kirisits findet, angefangen von der Stadion-Misere, genug andere Baustellen vor.

Doch wer ist der Visionär, der als Nachfolger von Rudolf Edlinger, fast einen Hang zum Masochismus haben muss?

Als Spieler (von Sportklub und Donaufeld) galt Kirisits als konsequenter Innenverteidiger. Und somit als genau der Kickertyp, den Krankl verachtete.

Als Manager indes ringt Kirisits, 53, auch einem wie Krankl größten Respekt ab, widerlegt Kirisits doch beeindruckend das Vorurteil, wonach’s Kicker nur in den Beinen haben. Der Weinviertler hat es im Xerox-Weltkonzern vom kleinen (1979 vom damaligen Generaldirektor und Vienna-Präsidenten Heinz-Werner Krause angestellten) Verkäufer zum Höchstverantwortlichen am Kontinent gebracht. Doch selbst die Top-Position erlaubt keine kühne Fußball-Investitionen ohne Okay des in London ansässigen Aufsichtsrats.

Der gut vernetzte Neue wird kreativ sein und seine Verbindungen spielen lassen müssen, um Geld für Rapid und den Bau einer multifunktionalen Arena zu lukrieren. Krankl kann ihm dabei nicht helfen. Aber er kann für Aufbruchsstimmung sorgen und es Kirisits ermöglichen, zumindest im ersten Jahr ruhig zu arbeiten, ohne dass Unzufriedene von der Westtribüne nach einer Pleitenserie böse Transparente spannen.

Bei den Ultras hat Johann K., der sich auch schon deren Fan-Kapperl aufsetzte, Kredit wie kein anderer. Denn er ist ein Grüner vom weißen Haar bis zur Zehenspitze seines genialen Linken. Er ist charismatisch, authentisch, ehrlich. Nur auf ehrlich gemeinte Kritik reagiert er empfindlich. Diese Schwäche wird er auch als Opa nicht ablegen. Aber er wird, sollte er sich zum Comeback überreden lassen, nicht den gleichen Fehler machen wie sein Zeitungskollege Toni Polster, der als Admira-Trainer auf seinen Job als Honorar-Kritiker beharrte und damit prompt zum mitschuldigen Opfer eines Medienkriegs wurde.

Das größte Problem Rapids ist, dass eine aggressive, unter Edlinger zu lange geduldete, Minderheit nie wahrhaben will, dass sie mit ihrer Gewaltbereitschaft (wie zuletzt nach dem Freundschaftsspiel gegen Nürnberg) Sponsoren und mögliche Investoren vertreibt.

Zudem meinen selbst so manche Friedliche, dass Tradition Tore schießt. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist draußen in Hütteldorf größer als die Geduld. Selbst alte Verdienste zählen nicht ewig. Keiner weiß das besser als Rapids Rekordspieler Peter Schöttel (524 Einsätze). Seit er als Trainer den blauen Brief von den Grünen bekam, meidet er Besuche im Hanappi.

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