Tagebuch: Lebensretter
I 'm from Austria. Ob Wolfgang Ambros am Sonntag bei Austrias 100-Jahre-Gala in der Stadthalle trotz jüngster Misstöne mit Rainhard Fendrichs heimlicher Bundeshymne aufwartet, wird Rapidlern egal sein. Die konzentrieren sich im Hanappi-Stadion auf ihr anderes großes Feindbild. Auf Salzburg. Auf Red Bull. Auf den einzig wohlhabenden Klub, der so völlig der Ideologie der Ultras widerspricht. Hartnäckig protestieren sie gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Zumindest in dieser Beziehung kann sich Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger als Rapid-Präsident mit der Westtribüne identifizieren. Red Bull sei nicht sein Bier, betont Edlinger provokant gern. Geschmackssache. Einerseits wären die Grünen finanziell hoch weiß, hätten sie einen Mäzen wie Dietrich Mateschitz. Andrerseits wollen sie sich nie in völlig Abhängigkeit begeben, geschweige denn Klubnamen und -farben verkaufen.
Das Austria-Beispiel
Frank Stronach war Rapid Warnung genug. Stronachs Hire-&-Fire-Methoden, vor allem aber seine nur aufs eigene Börsel bedachten Berater à la Peter Svetits hinterließen mehr Scherben als Pokale. Die Angst vorm Zorn Stronachs und einem Ausbleiben seiner Millionen lähmte jahrelang jeden Widerstand. Umso verblüffender, wie die Austria Stronachs Abgang verkraftete. Wie (mit Bürgermeister Michael Häupls Hilfe) eine prächtige Nachwuchsakademie, die modernste Tribüne und die stärkste Flutlichtanlage entstanden. Wie der Besucherschnitt verdoppelt und die Austria wieder zur Familie wurde. Wenn am Sonntag Austrias (von den Fans gewählte) Jahrhundert-Elf präsentiert wird, verdient es Geschäftsführer Markus Kraetschmer, als Funktionär des Jahres vor den Vorhang gebeten zu werden. Er hauchte nicht nur der Austria neues Leben ein. Er hat am 11. April bei einem Juxkickerl einen Mitspieler mit Mund-zu-Mund-Beatmung vorm Tod auf dem Fußballfeld bewahrt. Heute schlägt das Herz des schon bewusstlos Gewesenen längst wieder für ... Der vom Austria-Manager gerettete Nico P. blieb Rapid-Sympathisant.
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