Falsches Spiel

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Nur mit internationalen Achtungserfolgen lässt sich die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen

von Wolfgang Winheim

über den Wettskandal

Match-Fixing wird ein genauso schlimmes Problem werden wie Doping“, warnte Friedrich Stickler im Sommer 2010 beim Kongress von Sportsmedia-Austria in Gastein. Die Worte des Vorsitzenden der europäischen Lotterien gingen unter, weil Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz am selben Rednerpult in seinem Vortrag überraschend ankündigte, dass RB Leipzig in den Zukunftsplänen für den internationalen Part vorgesehen sei und Salzburg die Nachschub-Rolle übernehmen solle.

Inzwischen beweist Salzburgs Multikulti-Truppe ihrem Geldgeber, dass sie, obwohl daheim oft mäßig gefordert, in der Europa-League zu den besten Teams zählen kann.

Und inzwischen zeigt sich, dass Stickler nicht dramatisierte und Kicker auch hierzulande für Wettbetrug zu haben sind. Zumindest solche, die im Gegensatz zu den Red-Bull-Stars keine großen Gagen kassieren und – wie 50.500 andere Österreicher – der Spielsucht verfallen sind, Schulden haben und damit in ihrer Not anfällig sind für krumme Fußball-Dinge, zumal die am Balkan immer noch als Kavaliersdelikt gelten.

Ob der dienstfreigestellte Grödig-Kapitän Dominique Taboga, ob Ex-Nationalspieler Sanel Kuljic oder ein mit der Wettmafia vernetzter osteuropäischer Mister x – noch steht statt des wahren Drahtziehers nur fest: Der Imageverlust für den Austro-Kick übertrifft den eines Länderspiel-Debakels.

So schienen in Spaniens Zeitungen weder die Namen vom Siegtor-Schützen gegen die USA (Marc Janko) noch die Slalom-Doppelsieger (Marcel Hirscher, Mario Matt) aber die von Taboga und Kuljic auf.

So widmete das internationale Magazin des Sportpresseweltverbandes AIPS, das in Medienhäusern aller Kontinente aufliegt, der anrüchigen österreichischen Fußball-G’schicht eine ganze Seite.

Und so wurde in der öffentlichen Diskussion (online, Leserbriefe) sogar den Salzburger Bullen ein Betrug unterstellt, nur, weil deren Rekord-Erfolgsserie just der Bundesliga-Letzte Admira gestoppt hatte.

Dieser Verdacht schmerzt und ist haltlos. Doch aus Sicht solcher, die sich nur mit gelegentlichem TV-Konsum begnügen, auch wieder verständlich. Zu viele Negativ-Meldungen über Konkurse, manipulierte Bilanzen und aggressive Fans galt es zuletzt zu verkraften.

Ja, dem Schreiber dieser Zeilen ist bewusst, dass er sich lächerlich macht mit der folgenden Behauptung. Noch nie wurde an der Basis so viel und so seriös gearbeitet. Noch nie war die Leistungssteigerung bei kickenden Burschen und Mädchen so auffällig. Trotzdem war die Meinung der Österreicher über Österreichs Ligen noch selten so schlecht.

Nur mit internationalen Achtungserfolgen lässt sich die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Daher wäre es wichtig, wenn Austria am Dienstag in Porto endlich das erste Champions-League-Tor gelingt.

Gespielt wird im Dragão. In einem der schönsten Stadien Europas, wo die Portugiesen im Vorfeld der Heim-EM 2008 dem damaligen ÖFB-Präsident Stickler und dem damaligen Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer bei einer Arena-Führung grinsend den meist frequentierten Ort zeigten. Die Last-Minute-Toilette direkt am Spielerausgang zum Feld.

Mit vollen Hos’n ist im Dragão nichts zu holen. Zu dieser Erkenntnis bedarf’s freilich keines Match-Fixings. In der Champions League stinkt’s nicht nach verkauften Partien.

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