Der Vizeweltmeister

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Seit 1990 fährt er ein Auto mit dem Wunschkennzeichen W CHILE 2.

von Wolfgang Winheim

über Jozef Kadraba

Österreich ist, bitta schön, momentan a bissel stärker als Tschechien." Das sagt Jozef Kadraba, 80. Er ist jeden Freitag Ehrengast bei Rapid-Legende Alfred Körner im Hanappi-Stadion und – der einzige österreichische Fußball-Vizeweltmeister. Einziger Schönheitsfehler durch die rot-weiß-rote Brille gesehen: Kadraba hat die WM-Silberne 1962 mit der ČSSR (damals waren Tschechien und die Slowakei noch eine Nation) errungen. Im Finale unterlag die ČSSR mit ihrem eleganten Stürmer Kadraba in Chile nach Tormann-Patzern Brasilien 1:3.

Als Kadraba fünf Jahre später nach Wien übersiedelte, im Autohaus Hinteregger arbeitete und für dessen gleichnamige Firmenelf Regionalliga-Tore schoss, strich ihn das kommunistische Regime aus den Statistiken. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde Kadraba von Prag in allen Ehren rehabilitiert.

Seit 1973 ist Kadraba österreichischer Staatsbürger. Seit 1990 fährt er ein Auto mit dem Wunschkennzeichen W CHILE 2. Das Nummernschild wurde ihm bereits zwei Mal in Prag gestohlen. Zuletzt, während Joschi mit Freund Antonin Panenka Tennis spielte. Letzterer hat als Bohemians-Präsident am Samstag bis zur letzten Minute der letzten Liga-Runde gezittert.

Dank eines 0:0 gegen Pilsen entging der Prager Verein vom ehemaligen Rapid-Freistoß-König Panenka dem Abstieg. Dafür muss Olmütz in den Keller. Jener Klub, in dessen Stadion morgen das Länderspiel stattfindet. Kadraba fährt vorsorglich nicht dorthin. "Denn wenn mir gestohlen wird Tafel drittes Mal", glaubt Joschi die Wiener Gesetzeslage zu kennen, "... krieg’ ich, bitta schön, Chile 2 nie wieder."

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