Spanischer Treppenwitz

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Und als Beckham und Co. nirgendwo sonst in Europa so günstig netto mit brutto gleichsetzen konnten

von Wolfgang Winheim

über Fußball in Spanien

In spanischen Kaufhäusern werden die Trikots von Real und Barcelona um 50 Prozent verbilligt angeboten. Zehn Tage nach dem Champions-League-Out der Millionenklubs sitzt der Schock immer noch tief im Weltmeisterland, obwohl die Medien genug offene Fragen zur Ablenkung parat haben:

Wird José Mourinho, der sich mit der Ausbootung von Tormann Iker Casillas die Mehrheit der Real-Fans zum Feind machte, zu Chelsea wechseln und den deutschen Teamspieler Sami Khedira nach London mitnehmen?

Kann Reals von der ehemaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan gesponserter Stadtrivale Atlético Madrid dem eitlen Mourinho den Abschied vermasseln und am Freitag das spanische Cup-Finale gegen die Königlichen gewinnen?

Ist es Heldenverehrung, die eine 36-jährige Schöne soeben dazu bewogen hat, die um 50 Jahre ältere Real-Legende Alfredo di Stefano im Rollstuhl zum Traualtar zu schieben?

Lassen sich die Borussen Robert Lewandowski und Mats Hummels entgegen aller Dortmunder Dementis sehr wohl nach Madrid oder Barcelona locken?

Früher hätten sich nicht nur die beiden Topklubs am Wettbieten um Champions-League-Stars beteiligt. Das war zu Zeiten, als bei jedem Klub der Primera Division ein kleiner spanischer Hoeneß, soll heißen ein Matador im Steuerjonglieren, saß. Und als Beckham und Co. nirgendwo sonst in Europa so günstig netto mit brutto gleichsetzen konnten. Inzwischen hat das Finanzamt Kickern und deren Arbeitgebern Daumenschrauben angelegt. Nur beim Festsetzen der Eintrittspreise wird ignoriert, dass Spanien mehr als sechs Millionen Arbeitslose hat: Selbst in der dritten Liga ist ein Stehplatz teurer als in Dortmund, wo die Borussia mit Treuebonus oft nur 12,50 Euro verlangt.

Ganz ohne spanischen Stolz stellen jetzt Sport-Zeitungen wie AS die deutsche Bundesliga als ökonomisches Vorbild hin. Der Ordnung halber seien ein paar österreichische Zahlen hinzugefügt, wobei der Unterschied bei den Fernseh-Geldern noch eklatanter als der sportliche ist. Je 140 Millionen pro Jahr erhalten Real und Barça, je 42 Atlético und Valencia. Ab der kommenden Saison soll auch der Letzte 31 TV-Millionen (statt bisher 14) bekommen. Und damit um zwölf Mille mehr als die ganze österreichische Liga. Trotzdem ist die halbe Primera konkursreif.

Buenas Noches.

Kommentare