Schweigen, siegen, reden

Warum die alpinen österreichischen Olympiastarter vom problematischen Umfeld weder etwas merken werden noch darüber reden sollen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Werden die ersten russische Winterspiele entgegen aller Drohungen von Terror verschont bleiben?

von Wolfgang Winheim

über Sotschi 2014

Zeitgleich mit den Olympischen Winterspielen starten am Wochenende Österreichs Fußballer ihre Frühjahrsmeisterschaft. Fehlt nur, dass in Wettbüros darauf gesetzt werden kann, wo pünktlicher begonnen wird:

Im windigen Hanappi-Stadion mit dem Derby Rapid – Austria oder in Rosa Chutor auf dem klimatisch so unberechenbaren Abfahrtsberg?

Eine andere Frage quält ungleich mehr und lässt keinen spöttischen Unterton zu.

Werden die ersten russische Winterspiele entgegen aller Drohungen von Terror verschont bleiben?

Die Abfahrtsläufer, die am Montag von Wien aus nach Sotschi fliegen, verdrängen derlei Gedanken.

Genauso wie die mutmaßlichen Fixstarter Max Franz und Matthias Mayer sind auch die Qualifikanten ganz auf ihren Downhill fokussiert.

Sie werden an der Eröffnung nicht teilnehmen.

Sie werden fernab vom Trubel im wie Fort Knox bewachten olympischen Dorf in 1200 Metern gleich neben ihrem alpinen Arbeitsplatz wohnen.

Sie werden vor Mikrofonen politischen Themen ausweichen und, wenn überhaupt, erst bei der Siegerpressekonferenz Stellung beziehen.

Das klingt für Sportfremde gefühlskalt und ignorant. Doch diese vermeintlich feige Haltung ist vor allem für Nervenschwache die einzige Möglichkeit, um im keineswegs ungefährlichen Hundertsel-Kampf um Medaillen zu bestehen.

Die russische Piste ist bedingt durch Meeresnähe und der daraus resultierenden unterschiedlichen Beschaffenheit (oben blankes Eis, unten Frühlingsschnee) voller Tücken. Sie forderte schon bei der bisher einzigen Weltcup-Prüfung ihre Opfer. Sieger Beat Feuz und Ivica Kostelic konnten danach wochenlang kaum gehen.

Der allererste Test in Rosa Chutor hatte 2011 mit einem österreichischen Erfolg (Sechs unter den Top Ten) geendet.

Damals trumpften am selben Tag, an dem Philipp Schörghofer in Garmisch WM-Bronze im Riesenslalom gewann, der ÖSV-Nachwuchs im Europacup auf.

Damals durfte sich der Arlberger Walter Hlebayna, der jetzt als Schweizer Cheftrainer Patrick Küng und Co von seiner Sotschi-Erfahrung profitieren lässt, als ÖSV-Nachwuchsboss gratulieren lassen.

Und damals stand im verwaisten Zielgelände plötzlich Wladimir Putin vor den ÖSV- Junioren, worauf diese ungeniert mit ihm plauderten.

Am Sonntag wird das für die Topstars weniger erstrebenswert, geschweige denn so leicht möglich sein. Obwohl auch bei der Olympia-Abfahrt, abgesehen von Uniformierten und Geheimen kaum mehr Zuschauer erlaubt sein werden als bei einem winterlichen österreichischen Bundesligaspiel.

Am Sonntag sahen bei der Nachtragspartie Neustadt – Red Bull Salzburg (1:5) gar nur 1450 Wetterfeste zu.

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