Peitschenknaller

Ein Wiener hielt bei Atletico in Madrid zwei Saisonen durch.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Merkel, den sie „el latigo“ („Peitschenknaller“) nannten, nahm nie Rücksicht auf den spanischen Stolz.

von Wolfgang Winheim

über Max Merkel

Der brasilianische Teamchef Scolari wollte ihn, der spanische Teamchef Vicente del Bosque bekommt ihn: Der Brasilianer Diego Costa darf bei der WM in Brasilien für seine neue Heimat stürmen. Für Spanien. Für den Weltmeister.

Wie gut muss der in der Schützenliste führende Costa sein, wenn sich Top-Nationen um ihn streiten. Und wie gefährlich muss Atleticos Offensive sein, wenn David Villa und Costa das Angriffsduo bilden?

Die Reaktionen nach der Auslosung der Champions-League konnte ich nie nachvollziehen, schwang doch bei Bekanntwerden der Austria-Gegner Enttäuschung mit. Statt Barca oder Real „nur“ Atletico. Dieses geringschätzige Wort „nur“ kam auch Spanien-Experten wie Ex-Austria-Tormanheld Hubert Baumgartner und dem ehemaligen Granada-Legionär Thomas Parits ein bissel spanisch vor.

Und Gerhard Rodax warnt erst recht vor seinem Ex-Klub. Rodax war übrigens bei Atletico ein starker Einstand gelungen. Als er im September 1990 in Valencia das spielentscheidende 1:0 erzielte. Doch danach ging’s mit ihm auch verletzungsbedingt (Jochbeinbruch) bergab.

Geduld war bei Atletico vor allem in der Präsidenten-Ära des umstrittenen Baulöwen Jesus Gil y Gil ein Fremdwort. Dessen Hire&Fire-Stil übertraf noch jenen von Frank Stronach.

Ein Wiener aber hielt bei Atletico in Madrid zwei Saisonen durch. Das war zwischen 1971 und 1973. Erst dann musste Trainer Max Merkel einen Tag nach dem Titelgewinn gehen, weil er es verabsäumt hatte, die Funktionäre zu würdigen. Merkel, den sie „el latigo“ („ Peitschenknaller“) nannten, nahm nie Rücksicht auf den spanischen Stolz. So ließ er seinem Dolmetsch Jozef Negrillo gegenüber Madrider Journalisten übersetzen: „Für euch gibt’s für eine Niederlage nur drei Gründe. Entweder war der Wind zu stark oder die Sonne zu heiß . Oder die gestifteten Kerzen in der Kirche waren zu kurz.“ Und: „Spanien wäre ein schönes Land, wenn es nicht so viele Spanier gäbe.“

MM lästerte aber genauso über seine Heimat und den ÖFB: „Das Einzige, was dort funktioniert, ist die Mittagspause.“

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