Marcel Hirscher macht es den Läusesuchern schwer

Marcel Hirscher macht es den Läusesuchern schwer
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Selbst Hirscher wird seine Riesenform langsam unheimlich – und manchem Kritiker schon langweilig.

von Wolfgang Winheim

über den unheimlichen Hirscher

Zur Erinnerung: Marcel Hirscher, der sich im Jahre 2014 eine Olympiateilnahme 2018 nicht vorstellen hatte können, ist Doppel-Olympiasieger 2018. Derselbe Hirscher, der im August mit gebrochenem Sprunggelenk von der Mölltaler Gletscherpiste abtransportiert hatte werden müssen, steht sechs Monate später als Gesamtsieger des Riesenslalom-Weltcups bereits fest. Just in jenem Bewerb, für den von der FIS eine Materialänderung beschlossen worden war, auf die sich Hirscher verletzungsbedingt nicht vorbereiten konnte.

Selbst Hirscher wird seine Riesenform langsam unheimlich – und manchem professionellen Kritiker schon selbstverständlich bis langweilig. Was zuweilen zu grotesken Widersprüchen führen kann. So feierte News den Coverboy aus dem Lammertal als "Mann ohne Nerven" während Falter-Kolumnist Johann Skocek schrieb: "Hirscher trägt das Handicap, für Abfahrtsrennen nicht die Nerven zu haben."

Wenn dem halben Niederländer Hirscher zu Ehren beim Finale in Schweden in zwei Wochen mehrmals die österreichische Hymne gespielt wird, werden nicht annähernd so viele österreichische Medienvertreter vor Ort sein wie 2001, als Hermann Maier in Åre den Weltpokal eroberte. Oder wie 2007, als Mario Matt dort Slalom-Weltmeister wurde.

Ferdinand Hirscher wird nach Åre per Auto und Fähre anreisen.

Der Vater des Erfolges fuhr sowohl am Freitag im Anschluss an Materialtests als auch am Samstag von Kranjska Gora nach dem Riesenslalom sofort 180 Kilometer zurück nach Annaberg, ehe er vor dem sonntägigen Slalom auf der slowenischen Seite des Wurzenpasses ab 7.30 Uhr wieder am Pistenrand steht.

Sohn Marcel hat seinen 29.Geburtstag, gegrillte Calamari speisend, nach der Riesenslalom-Siegerehrung in einem kleinen Lokal in Slowenien bescheiden nachgefeiert. Gemeinsam mit seinem PR-Mann (und Ex-ORF-Kamerafahrer) Stefan Illek, der sich ausländischer Interviewanfragen kaum erwehren kann. Auch gilt es in den sozialen Netzwerken den Überblick zu bewahren, zumal die Kommunikation höchst fallenreich sein kann. Es entsteht der Eindruck, als würden Läusesucher nur darauf warten, dass sich der siebenfache Weltcupsieger in spe wenigstens außerhalb der Piste Blöße gibt.

Weltoffen

Dass Hirscher – entgegen anders lautender Gerüchte – ein Foto mit Sportminister Heinz Christian Strache in Südkorea nicht abgelehnt hat, wird ihm links der Mitte keine Sympathien beschert haben. Obwohl sich der Slalomspezialist 2016 als Twitterianer für "Refugees welcome" ausgesprochen hatte. Auch das nur so zur Erinnerung.

Kommentare