Freundschaft

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Seine Teamchefs verteidigte der Tabak-Zar genauso vehement wie die Raucherei gegenüber Gesundheitsaposteln.

von Wolfgang Winheim

über Beppo Mauhart

Andreas Herzog dürfe nie mehr im Team spielen, sagte ÖFB-Präsident Beppo Mauhart einmal – aus Zorn darüber, dass Herzog am Vortag eines Länderspieles noch für Bremen einlief. Inzwischen ist Herzog (103 Einsätze) in der ewigen Statistik Nummer 1. Inzwischen hat Herzog an seinem 45. Geburtstag als US-Co-Trainer mit dem 2:0 gegen Mexiko die US-Qualifikation für die WM 2014 gefeiert. Und inzwischen ist der einstige Konflikt zwischen Jungfrau-Mann Herzog und Jungfrau-Mann Mauhart längst beigelegt. Morgen wird Mauhart 80 Jahre alt. Somit ist’s angebracht, nicht auf gelegentliche Irrtümer hinzuweisen, sondern darauf,

  • dass Mauhart der bisher längstdienende ÖFB-Boss war, in dessen 17-jähriger Ära der Fußballbund finanziell gesundete;
  • dass unter Mauhart, obwohl er selbst keinen Ball unfallfrei traf, die Trainerausbildung verbessert und die Nachwuchszentren gegründet wurden;
  • dass die Nationalelf während seiner Regentschaft zwei Mal (1990, 1998) zur WM fuhr.
  • Auch die Heim-EM 2008 hätte Österreich ohne Mauharts Vorarbeit nicht bekommen.

Mauhart konnte hartnäckig sein. Seine jeweiligen Teamchefs verteidigte der Tabak-Zar mit ähnlicher Konsequenz wie die Raucherei gegenüber Gesundheitsaposteln in TV-Diskussionen. So wollte er Herbert Prohaska sogar nach dem 0:9 in Valencia zum Bleiben bewegen.

Als größte Niederlage im Sportbereich empfand Mauhart nicht eine Länderspielpleite, sondern den Befehl des damaligen Finanzministers Andreas Staribacher, den Head-Konzern von der staatsnahen Tabakregie abzustoßen. Obwohl laut Generaldirektor Mauhart ein Sanierungskonzept vorlag, von dem der schwedische Käufer und später Skistars à la Bode Miller und Hermann Maier profitierten.

Der rote Mauhart sprach von einem persönlichen Racheakt des roten Staribacher. Dass gleiche Parteizugehörigkeit nicht automatisch Freundschaft bedeutet, zeigte sich schon bei Mauharts Fest zum 70er. Damals verließ Franz Vranitzky den Stadion-VIP-Klub, als Hannes Androsch die Laudatio hielt.

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