FC Putin

Austria heute zum Champions-League-Ausklang gegen den FC Putin alias Zenit Petersburg! Rapid morgen im Pulverfass Kiew gegen einen Klub, dessen Stars in neunzig Minuten so viel verdienen wie ein ukrainischer Akademiker im Jahr. Die Spiele gegen Ost-Millionäre veranlassen zu einem Blick zurück.

1968 geriet Rapids Mannschaft in die tragische Finalphase des Prager Frühlings. Panzer rollten in der ČSSR ein. Europacupspiel abgesagt. In letzter Minute schaffte es der Rapid-Bus via Schleichwegen zur Grenze. Der 15-jährige Wladimir Putin lebte damals mit seinen Eltern in Leningrad auf 20 Quadratmeter.

1978 feierte die Austria ihren bisher einzigen Europacup-Finaleinzug nach einem Elferkrimi gegen Dinamo Moskau.

1985 meisterte auch Rapid in einem Europacup-Semifinale die Moskauer Dinamo-Hürde. Putin war zu dieser Zeit KGB-Offizier in Dresden. In der DDR.

1986 rutschte Rapid in Kiew gegen den UdSSR-Cupsieger Dynamo Kiew in ein 1:5-Debakel. Fünf Wochen danach wurde uns Reportern bewusst, wie unangebracht im Zusammenhang mit Sport das Wort Super-GAU ist, als ein Ort 108 Kilometer nördlich von Kiew dramatische Berühmtheit erlangte. Tschernobyl.

1988 fegte die Austria in Wien den sowjetischen Vertreter Schalgiris aus Litauen mit 5:2 aus dem Europacup. In der UdSSR wurde Putin zum Oberstleutnant befördert.

Inzwischen sind Begriffe wie UdSSR, DDR, ČSSR auf den Landkarten gelöscht. Inzwischen heißt Leningrad Sankt Petersburg. Inzwischen sind Litauen und die Ukraine eigene Staaten. Aber die Macht des Russen Putin kennt keine Grenzen.

Der Gazprom-Konzern lässt nicht nur für Putins Lieblingsklub Zenit den Rubel rollen. Gazprom sponsert auch Schalke und Europas Champions League. Doch wenn sich die Ukraine Europa zuwendet, würde ihr Putin zur Strafe den Gashahn zudrehen. Deshalb haben viele Tausend Demonstranten derzeit andere Sorgen als Kiews Spiel gegen Rapid. Ganz im Gegensatz zu den Dynamo-Stars. Sind doch die großteils Legionäre.