Doppeltes Spiel

Pasching! Erstmals spielt ein Drittklassler im Cup-Finale und damit im Juli für Österreich im Europacup. Sofern sich die UEFA nicht doch noch querlegt.

Der Fußball-Union missfällt, wenn zwei Europacup-Starter (wie Red Bull Salzburg und Pasching) demselben Geldgeber unterstehen. Obwohl sich in kleinen Ländern immer weniger große Mäzene finden, die à la Dietrich Mateschitz Vereine vor der Auflösung retten. Und obwohl anders als in der Formel 1 im Cup-Semifinale keine Stallorder galt. Pasching alias Red Bull II gab gegen Red Bull I (Salzburg) ungeniert Vollgas, nachdem die Oberösterreicher vor ihrem Triumph gegen die konzernhöheren Salzburger im Viertelfinale schon Rapid eliminiert hatten.

Der Austria obliegt es, die Ehre der Bundesligaklubs wiederherzustellen. Ohne deren Blamage entschuldigen zu wollen, ist anzumerken,

dass mittlerweile auch manche Drittligisten so viel trainieren wie Bundesligaklubs;

dass in Regionalligen längst auch g’standene Profis wie Pasching-Tormann Hans Peter Berger (dem nur ein paar Zentimeter zu einer Teamkarriere fehlten) ihren Ehrgeiz befriedigen;

und dass die Jugendakademien immer mehr gut ausgebildete 19-Jährige in die Fußball-Unterhäuser spülen.

Cup-Überraschungen freilich hat es, wenn auch nie in so geballter Form, schon früher gegeben. So ließen sich Rapid und Trainer Hans Krankl trotz Stars wie Konsel, Herzog, Fjørtoft 1991 vom Zweitligaklub Stockerau den Pokal wegschnappen.

Der Fußballer, von dem damals mit einem Kopftor die Basis zu Rapids 1:2-Finalpleite gelegt worden war, hat es soeben im zweiten Bildungsweg als 45 Jahre alter Jung-Sporthistoriker zum Magistertitel gebracht.

Der Diplomarbeit von Ex-Kicker Michael Wenzel (plus dem Staatsarchiv) ist zu entnehmen, dass schon vor 50 Jahren Rufe nach der täglichen Turnstunde laut wurden. Und dass schon in der Kaiserzeit ein dickes Ende für Österreichs Sport befürchtet wurde. Obwohl damals sicher noch nicht ein Drittel der Jugend übergewichtig war.