Wien, nur du allein

' Wien? Da ist nichts los und die Bewohner sind unfreundlich.' Was sagen wir nun darauf?

von Mag. Leila Al-Serori

über Kritik und Lob für Wien

Es gibt zwei Momente im Jahr, wo wir Wiener uns wie der Mittelpunkt des Universums fühlen. Moment eins: Das Neujahrskonzert. Großereignis in der internationalen Klassikwelt. Moment zwei: Wenn die Mercer-Studie Wien wieder einmal zur lebenswertesten Stadt kürt. Zwei Ereignisse, wohltuend für die geschundene Seele. Geschunden? Ja, schließlich ist Wien zwar für uns Bewohner die schönste Stadt überhaupt. Doch da draußen in der Realität ist sie oft kaum der Rede wert. Das fängt damit an, dass schon Europäer selten etwas mit Österreich und dessen Hauptstadt anfangen können.

Und endet damit, dass z. B. in Sri Lanka (zuletzt besucht und selbst erlebt) "Vienna" oder "Austria" keinerlei Reaktion hervorruft. In Europa? Aha. (Den Tuk-Tuk-Fahrer, der freudig "Land of Niki Lauda" gerufen und uns nachher übel abgezockt hat, nehme ich mal aus).

Doch dann kommt sie wieder, die Mercer-Studie, und mit ihr die ultimative Bestätigung. Wien zählt doch was. Ist in einer Liga mit Zürich, München, Vancouver. Das Problem dabei ist nur: So lebenswert diese Städte sein mögen, sie stehen nicht auf meiner "Unbedingt-besuchen-Liste". Und auf der "Unbedingt-hinziehen-Liste" noch weniger. Nun ist Wien aber meine Heimatstadt. Und damit ganz klar: Diese Studie stimmt, hat so was von recht, zeigt es allen da draußen.

Aber dann sagt mir gestern jemand: "Wien? Da ist nichts los und die Bewohner sind unfreundlich." Was sagen wir nun darauf? Wien ist toll, weil man hier noch überall rauchen darf?

Dann schon besser: Lieber Kritiker, hast du Wien schon im Frühling gesehen? Es ist März und die schönste Jahreszeit damit greifbar nah. Das Semester beginnt, die Stadt füllt sich mit Studenten. Vögel zwitschern. Auch wenn es gerade nicht so aussieht, bald färbt sich der Himmel von Grau in Blau. Es lässt sich draußen sitzen, im Burggarten in der Sonne liegen. Mit ein bisschen Vitamin D sind wir auch nicht so unfreundlich. Und wer dann noch zweifelt: Wo findet das Neujahrskonzert statt? Eben.

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