Die Helfer vom Hauptbahnhof

Viele Helfer verbringen seit Wochen ihre Freizeit hier. Haben eine eigene Gemeinschaft gebildet, leisten beeindruckende Arbeit.

von Mag. Leila Al-Serori

über Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof

Wiener Hauptbahnhof. Bahnsteig Nummer zwölf. Ganz bis zum Ende muss man gehen, die Stiegen hinunter. Es ist still. Die Bahnhofsuhr zeigt sieben Uhr Früh. Eine Gruppe Flüchtlinge döst in der Ecke, Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe Train of Hope besprechen sich. Ich bin nervös. Es ist das erste Mal, dass ich da bin, um zu arbeiten. Zu helfen.

Ich bekomme einen Sticker mit meinem Namen und werde zur Essensausgabe geschickt. Dort wuselt es. Aus ein paar Tischen wurde eine Küche improvisiert. "Ich bin neu", entschuldige ich mein Herumstehen. "Keine Sorge, es macht schnell Klick." Und tatsächlich: Die Nervosität, die Unsicherheit sind schnell weg. Es ist auch keine Zeit dafür. Bald soll ein Zug kommen – und damit Hunderte Flüchtlinge.

Train of Hope ist eine private Initiative, verteilt Lebensmittel, Kleidung, Medikamente. Ohne Hilfe von Staat oder NGOs. Mittlerweile ist man gut organisiert, jede Station hat einen Leiter. Viele Helfer sind selbst Asylwerber.

Wir beschmieren Brote mit Nutella für das Frühstück, schneiden Äpfel, Birnen und Bananen für den Obstsalat. Es spielt sich schnell ein – und macht Freude. Auch wenn ich nach ein paar Stunden müde und erschöpft bin. Konkret etwas zu tun, zu sehen, dass sich jemand darüber freut, baut auf. Und ist in dieser Krise, wo sich viele hilflos fühlen, eine positive Erfahrung. Außerdem lernt man aus erster Hand: Wer sind diese Menschen, die da kommen? Ja, es sind viele junge Männer. Aber auch Frauen, Kinder, Ältere. Manche reden gerne, manche schweigen, die meisten schauen müde aus. An einer Wand hängen Bilder von Vermissten.

Zuletzt sind Spenden und Freiwillige deutlich weniger geworden. An die 80 Helfer kommen aber immer noch täglich. Während ich das erste Mal da bin, verbringen die meisten seit Wochen ihre Freizeit hier. Haben eine eigene Gemeinschaft gebildet, leisten beeindruckende Arbeit. Sie haben einen Ort des Willkommens erschaffen. Am Hauptbahnhof. Am Ende von Bahnsteig Nummer zwölf.

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