Gemma Lugner

So speziell wie Richard Lugner ist auch seine City: in die Jahre gekommen, trashig, aber populär.

von Mag. Leila Al-Serori

über die Lugner City

Sie ist ein seltsamer Ort, diese Lugner City. Trashig, mit Kunsteislaufplatz in der Mitte. Ein Sammelsurium an schrägen Gestalten, ein Wohnzimmer für Migrantenkids. Und dabei so wienerisch.

Das liegt nicht nur an den vielen Raucherlokalen, sondern auch am Wiener Original, das das Einkaufszentrum 1990 am Gürtel gebaut hat: Richard Lugner. So speziell wie er selbst ist auch seine City: in die Jahre gekommen, aber populär. So abgeranzt, dass es schon wieder Spaß macht, dort zu sein.

Ich lehne am grün lackierten Geländer, schaue hinunter auf die "Plaza" und die 20 Meter lange Weihnachtsfichte, die Pamela Anderson die Woche davor illuminiert hat. Es gibt viel zu sehen in der Lugner City. Vor allem für jemanden, der nie kommt. Wettcafés. Handyshops. Spielzeugpferde, mit denen Kinder durch das Einkaufszentrum reiten können. Massen an Menschen in Jogginghosen.

Die Bezirke rundherum haben einen hohen Anteil an Migranten. Dementsprechend multikulti sind die Besucher. Vor allem viele Jugendliche kommen. Billige Mode hole die Mädchen, hat Lugner einmal sein Konzept erklärt. "Und wenn die Mädchen kommen, kommen die Burschen." Richard Lugner spaziert fast täglich durch sein Reich. Die Öffnungszeiten reizt er bis zum Maximum aus, holt regelmäßig Prominente. Wen das nicht interessiert, der hat noch das Essen. Fast-Food-Läden von überall auf der Welt gibt es, mit Okiru eines der besten Running Sushis Wiens.

Die ungeübte Lugner-Besucherin verirrt sich hier schnell. Ein paar falsche Abzweigungen auf dem Weg zum "Mörtelmarkt" – und schon bin ich mitten in einer andalusischen Traumwelt (oder soll die marokkanisch sein?). Die Wände sind mit bunten Fliesen verkleidet, mit kaltem Neonlicht ausgeleuchtet. Mittendrin steht eine asiatische Nudel-Bude, daneben ein Eingang zu einem Casino. Ich schaue nach oben und sehe Richard Lugner als Karikatur auf die Szenerie grinsen. Und daneben ein Lady-Pissoir.

Was für ein seltsamer Ort, diese Lugner City.

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