Alle Jahre wieder

Ein Wintermärchen? Wohl kaum. Eher stressig, überfüllt und teuer.

von Mag. Leila Al-Serori

über Weihnachtsmärkte

Wann das mit den Christkindlmärkten seinen Anfang nahm, weiß niemand so genau. In Österreich sollen die ersten Adventhütten ab 1600 gestanden haben. Wann ich anfing, diese Märkte alles andere als besinnlich zu finden, weiß ich allerdings ganz genau.

Es war an einem Spätnovembertag vergangenen Jahres. Alkohol lag in der Luft, grelles Neonlicht beleuchtete die Standln. Die Lebkuchen waren hart, der Punsch schmeckte nach billigem Fusel. Ein bitteres Erlebnis. Schließlich ist ein Christkindlmarkt-Besuch DAS gesellschaftliche Ereignis in der Vorweihnachtszeit. Widerstand ist zwecklos. Sie sind überall. 1000 Standln gibt es alleine in Wien.

Ein Wintermärchen? Wohl kaum. Eher stressig, überfüllt und teuer. Man geht trotzdem hin. Auf der Suche nach ein wenig Adventzauber. Ist ja nicht so leicht, die vermeintlich schönste Zeit des Jahres zu genießen. Es heißt Geschenke besorgen, Silvesterpläne schmieden, die alten Neujahrsvorsätze für 2015 umformulieren. Und natürlich: In Weihnachtsstimmung kommen! Wenn das nur so einfach wäre. Mit dem Kauf eines Adventkranzes ist es ja nicht getan.

Also erneut zum Christkindlmarkt. Um den touristischen Rathausplatz mache ich einen Bogen, dann noch lieber zum Karlsplatz. Den hat schließlich auch US-Außenminister John Kerry als Alternativprogramm zu den Atomgesprächen besucht. Ob er dieselbe kulinarische Strategie wie ich verfolgt hat, ist leider nicht bekannt: Zuerst ein herber Schilcherglühwein, beim nächsten Holzstand ein Raclette-Brot. Ein Blick auf die beleuchtete Karlskirche, fast kommt Idylle auf. Ein zweiter Glühwein versöhnt mit der Kälte. Noch ein Rundgang durch die Menschenmassen. Ist ja doch ganz schön. Was zum perfekten Weihnachtskitsch fehlt, ist Schnee: Der lässt den Alltagszyniker in uns verschwinden, vergräbt ihn unter einer Schicht Puderzucker.

Doch der weiße Zauber lässt auf sich warten. Bleibt uns nur Feliz Navidad in Endlosschleife. Wer da nicht in Stimmung kommt, ist wohl selber schuld.

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