Wien süßsauer

9000 Chinesen leben in Wien. Rund um die Kettenbrückengasse lässt sich das am besten erahnen.

von Mag. Leila Al-Serori

über Wiens China Town

Goldbraun ist sie, fettig und ausgesprochen knusprig. Sie schmeckt vorzüglich mit leicht gewürztem Wasserspinat. Und sie ist die Beste der Stadt: die gegrillte Ente im Haus Hong Kong.

Wo es diese Sternstunde der chinesischen Cuisine gibt? Natürlich nahe der Kettenbrückengasse, Wiens inoffizieller Chinatown. Etwa 9000 Chinesen leben laut Statistik Austria in der Bundeshauptstadt. Rund um die Kettenbrückengasse lässt sich das am besten erahnen. Vom chinesischen Literaturverein bis zum Frisör ist alles vorhanden. Die Dichte an Lokalen ist besonders hoch.

Der Familienbetrieb Hong Kong in der Köstlergasse ist mein Favorit, da authentisch und ohne Allüren. Umso glänzender die Karte: Ente, Hühnerfüße, Tofubällchen, Fisch mit Blütenpfeffer. Der wöchentliche Mittagstisch ist bei uns Familientradition. Lassen Sie sich nicht vom arabischen Namen täuschen, wir sind durchaus Stäbchen-affin.

Wer es schicker mag und nichts gegen eine überhebliche Bedienung hat, kann auch das ON Market aufsuchen, das Restaurant von "Silent Cook" Simon Xie Hong. An die Herzlichkeit im Hong Kong und vor allem die meisterliche Ente kommt hier allerdings nichts ran. Dann schon lieber ins Aming Dim Sum Profi und die Teigtaschen probieren.

Nicht chinesisch, trotzdem ein Fixpunkt: das Cha No Ma in der Faulmanngasse. In der japanischen Teestube dreht sich alles um den Matcha: Der knallgrüne Tee gilt als Energiebooster und Jungbrunnen. Selbst Richard Lugner habe ich in dem Lokal schon gesichtet. Und der ist bekanntlich kein Kostverächter.

Trotz seiner Reize, eine Touristenattraktion wie New Yorks Chinatown ist das Viertel nicht. Das liegt auch am fehlenden Drachentor. Dieses wurde zwar als Marketing-Maßnahme überlegt, fand aber keine Mehrheit. Man wolle kein chinesisches Ghetto, sondern Vielfalt, erklärten Gegner und Bezirksvorsteher. Mit oder ohne Tor: Für den Gaumen bleibt das Grätzel eine besondere Erfahrung.

Und wer braucht schon den Drachen, wenn er die Ente haben kann?

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