Kebab und Kottan

Kottan war ein Brigittenauer. Und wo Herr Kottan herkommt, kann es so schlecht ja nicht sein.

von Mag. Leila Al-Serori

über den 20. Bezirk

Da denke ich vergangene Woche noch, ich werde so bald nicht mehr in den 20. Bezirk kommen, schon ist alles anders. Und schuld sind Sie, liebe Leser. Denn mein Urteil über die "fade" Brigittenau wollten die Fans nicht auf sich sitzen lassen. Sie rückten zu ihrer Verteidigung aus, schickten unzählige Lokaltipps.

"Es lebe die Brigittenau, die Brigittenau soll leben", schreibt Andreas B. und zitiert damit aus der TV-Serie "Kottan". Der Titelheld war übrigens auch ein Brigittenauer. Und wo Herr Kottan herkommt, kann es so schlecht ja nicht sein. Leser Martin P. lobt die Bodenständigkeit: "Deshalb lebe und arbeite ich sehr gerne hier – unter ganz normalen Menschen. Aus aller Herren Länder." Tatsächlich hat der 20. mehr zu bieten, als ich nach dem Besuch in Zwischenbrücken gedacht habe. Das Herz des Bezirks ist ja auch woanders: nämlich beim Wallensteinplatz. Dieses Viertel mit seinen vielen Altbauten, gleich bei Friedensbrücke und Donaukanal heißt auch "Alt-Brigittenau". Hier ist was los, am Abend leuchten die Reklametafeln und Auslagen der Imbissbuden. Das Grätzel ist dynamisch, multikulti. Jeder zweite Brigittenauer hat Migrationshintergrund. Multikulturell war der Bezirk immer schon: Vor 1938 waren 18 Prozent der Bezirksbevölkerung jüdisch.

Die Diversität des Bezirks, die Identität, die heute irgendwo zwischen Kottan und Kebab liegt, zeigt sich in den Lokalen. Vom Würstelstand bis zum Halal-Burgerlokal ist alles vertreten. Und es ist weit günstiger als auf der anderen Seite des Donaukanals. Auf Empfehlung geht es zum Türken Saphire, Kalbskebab und nussiges Humus essen, Cay trinken und lautstarken türkischen Pop hören. Für österreich-bodenständige Küche empfiehlt Kurt S. das Gasthaus Kopp, Julia K. schwärmt vom Eis im Leonardelli. Und Richard S. liebt den Zwischenbrückenwirt. Der liegt übrigens nicht, wie man glauben könnte, in Zwischenbrücken, sondern beim Wallensteinplatz.

So viele Lokale, so wenig Magenkapazität. Zeit, bald wieder in den 20. zu fahren.

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