Stelze und Spiele

Der Wind bläst ins Gesicht, es geht rauf und runter, jede Faser meines Körpers ist verkrampft, die Augen sind die ganze zweiminütige Fahrt zu.

Ich hasse Achterbahnen. Aber da muss ich durch. Schließlich feiert der Prater sein 250. Jubiläum.

Angefangen hat es mit einer kaiserlichen Kundmachung am 7. April 1766: "Es wird anmit jedermanniglich kund gemacht, [...] daß künftighin ohne Unterschied jedermann in den Bratter sowohl als in das Stadtgut frey spazieren zu gehen, zu reiten, und zu fahren [...] erlaubet, auch Niemanden verwehrt seyn soll, sich daselbst mit Ballonschlagen, Keglscheibn, und andern erlaubten Unterhaltungen zu divertieren [...]."

Einst war der Prater Jagdgebiet der Habsburger, seit dieser Kundmachung Vergnügungspark und Grünfläche für alle Wiener. Brot und Spiele in Zeiten Josefs II. sozusagen. Im 2. Weltkrieg von Bomben zerstört, wurde er ab 1945 wieder aufgebaut. Zur Geschichte des Praters gibt es derzeit mehrere Ausstellungen, beispielsweise im Wien Museum oder auch im Circus-Museum (ja, dessen Existenz war mir bisher auch entgangen).

Und heute? 4,2 Millionen Besucher zählt der Prater jährlich. Ich gehöre sonst nicht dazu, war das letzte Mal dort, als ich für die Hälfte der Attraktionen noch zu klein war. Wer in meiner Volksschule etwas auf sich hielt, feierte im Wurstelprater Geburtstag. Wobei ein Besuch auch ohne Kindergeburtstag interessant ist. Ist er doch Relikt vergangener Zeiten, wenn auch ein heruntergekommenes.

Und das Brot darf man nicht vergessen, das zu den Spielen gehört. Wenn es auch im Schweizerhaus, der kulinarischen Institution im Prater, in Form von Brathendl mit Bier daherkommt. Ich weiß, es hätt’ die berühmte Stelze sein müssen, aber eine Vorahnung hielt mich davon ab.

Anschließend in die Achterbahn. Gehört einfach dazu. Als es wieder runter geht, endlich vorbei ist, der Magen ganz flau, wird eines klar: Eine Stelze vor der Fahrt, das wär’ wirklich keine gute Idee gewesen.

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