Als der Schwindel aufflog, wurde sie von Teilnehmern gerempelt, beschimpft und ihrer Startnummer beraubt.

von Anna-Maria Bauer

über den Frauentag, Pionierinnen und lange Gesichtshaare

Anlässlich des bevorstehenden Frauentags soll an dieser Stelle einiger Pionierinnen gedacht werden, die es in den vergangenen Jahrzehnten geschafft haben, männliche Bastionen aufzubrechen.

So ist es heuer genau – oder eher: erst – 50 Jahre her, dass eine Frau erstmals an einem Marathon teilgenommen hat. Die Amerikanerin Katherine Switzer meldete sich 1967 als "KV Switzer" beim Boston Marathon an. Am Tag selbst tarnte sie sich mit Wollmütze und Trainingsanzug und ließ sich durch zwei Bodyguards schützen. Die waren tatsächlich notwendig. Denn als der Schwindel aufflog, wurde sie von Teilnehmern gerempelt, beschimpft und ihrer Startnummer beraubt. Frauen war diese Sportart zu dem Zeitpunkt noch untersagt. Ärzte stützten das Verbot mit der Behauptung, dass bei dieser Distanz die Gebärmutter herausfallen und lange Gesichtshaare sprießen könnten.

Ebenfalls in den 1960er-Jahren gelang Annemarie Berté eine Revolution in Österreich. Sie war die erste Frau, die "Zeit im Bild" moderierte. Die Begründung, mit der man Frauen lange Zeit am Nachrichtensprechen in Fernsehen oder Hörfunk hinderte: Weibliche Stimmen seien zu hoch und werden als zu wenig autoritätsgebend empfunden.

1997, also vor genau 20 Jahren, wurde dann die erste Frau bei den Wiener Philharmonikern aufgenommen, die Harfenistin Anna Lelkes. Diese Karriere war Frauen bis dahin mit dem Argument verwehrt worden, sie würden "die künstlerisch vertretbare Personal-Limitierung im Orchester überschreiten". Eine Initiative und politischer Druck brachten das Unternehmen nach 150-jährigem Bestehen schließlich dazu, mit der eingeschlechtlichen Tradition zu brechen.

In der Spanischen Hofreitschule dauerte dieses Umdenken um einiges länger. Erst vergangenes Jahr wurde Hannah Zeitlhofer zur ersten Bereiterin ernannt. Das ist knapp ein halbes Jahrtausend nach der Gründung dieser Institution.

Manchmal wäre es schön, wenn gut Ding nicht allzu lange Weile bräuchte.

annamaria.bauer@AnnnaMariaBauer

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