Zwei Beispiele von Leserreaktionen, die ich auf meine jüngste Kolumne über Alltagsdiskriminierung von Frauen erhalten habe:

Frauen wie Sie laden den Interviewten ja geradezu ein, mit seinen Unverschämtheiten weiterzumachen (und er hat’s ja sogar getan)! (...) Würdeloser geht’s nicht mehr. – Ewald G.

(Anmerkung: Ganz klar, dass eine Frau, die eine sexistische Anmache aufzeigt, als würdelos und jämmerlich beschimpft wird, nicht jedoch das Verhalten des Mannes hinterfragt wird.)

Ich denke "so Frauen wie Sie" (ja es ist eine klar definierbare Gruppe) werden niemals zufrieden sein. Es ist auch gar nicht möglich. Es gab noch nie so viele Grundrechte, (...) Und was sind sie: beleidigt, unzufrieden.Sebastian G.

(Anmerkung: "Wir" können sehr wohl zufrieden sein. Wir lassen es uns nur nicht länger gefallen, ungerecht behandelt zu werden.)

Es hätte mich aber natürlich eigentlich nicht überraschen dürfen. Denn so sicher wie das Amen im Gebet, folgen auf Artikel, in denen ich die Gleichberechtigung von Frauen oder von Musliminnen thematisiere, wütende, beleidigende oder herablassende Leserbriefe. Selbstverständlich geht es nicht nur mir so, und diese Leserreaktionen waren so gesehen auch ziemlich harmlos. Erst vergangene Woche hatte etwa das Badeschiff mit einem großen medialen Shitstorm zu kämpfen, weil dort Burkini-Trägerinnen (zum zweiten Mal) gratis Einlass gewährt wird. Dennoch machten mir die jüngsten eMails klar, wie wichtig solche Artikel sind. Denn es darf nicht sein, dass Personen, die auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen – sei das in Bezug auf Geschlecht, Religion, Nationalität oder sozialen Stand – beschimpft, beleidigt oder kleingemacht werden. Man kann nicht den lauten Schreihälsen das Podium überlassen. Es muss weiter gebohrt werden.

Denn vielleicht erleben wir es nicht mehr, wenn die Situation gut ist. Aber zumindest besser.

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