Während du simst ...

Und wieder eine Studie, die zeigt, dass Smartphones unser Leben bestimmen – auch unser Liebesleben. Demnach könnten die Österreicher eher eine Woche auf Sex verzichten, als eine Woche auf ihr Handy. Schlimm? Der Grund für eine Anti-Smartphone-Petition? Mitnichten. Handys sind heutzutage unverzichtbarer Bestandteil von Vorspiel – und Nachspiel.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Smartphones haben – raffiniert eingesetzt – also durchaus das Zeug zum Vorspiel-Turbo.

von Gabriele Kuhn

über Handys und Sex.

Ein beliebter Forschungsgegenstand unserer Zeit ist das Handy und dessen Gebrauch. Eine Studie jagt da die andere – und aus den meisten von ihnen lässt sich folgende Erkenntnis extrahieren: Die Menschen sind geiler auf ihr Smartphone als auf ihren Partner. In Schlagzeilen gepackt, klingt das dann meist so: „Österreicher würden eher eine Woche auf Sex verzichten als eine Woche auf ihr Handy“.

Genau betrachtet, wundert mich das nicht, wobei: Erst einmal gehört die Frage hinterfragt. Ich finde Marktforschungsinterviews im Stile von „Worauf können Sie eher verzichten, auf Ihr Smartphone oder auf Sex?“ eher bescheuert. Wenn mich jemand bitten würde, meine Lust gegen meinen Handybedarf in eine Waagschale zu legen, würde ich vermutlich sagen: Hallo, eine Woche ohne Sex ist jetzt auch kein Malheur, aber, wenn mich der Mann, mit dem ich Sex haben möchte, eine Woche nicht erreichen kann, sehr wohl. In der Studie bin ich dann aber nur eine von 1000 „Befragten“, die so rüberkommen, als wären sie frigide und impotente Spaßbremsen ohne Unterleib. Was für ein Schwachsinn. Überhaupt: Man nützt ja sein Handy nicht nur, um irgendeinen Servicemitarbeiter irgendeines Serviceunternehmens zu beschimpfen, sondern durchaus für erotische Zwecke. Ein schlüpfriges SMS vom potenziellen Beischläfer (es gilt auch die Mehrzahl) zwischendurch kann Menschen den mühsamsten Tag erhellen – sogar lange Sitzungen mit faden Leuten, die Fades erzählen werden dadurch leichter erträglich. Smartphones haben – raffiniert eingesetzt – also durchaus das Zeug zum Vorspiel-Turbo. Vom Vorspiel zum Akt: Aus den Mobilfunkstudien geht oft auch hervor, dass die Sexualpartner während des Akts auf den Bildschirm ihres Handtelefons blicken. Das verwundert nicht. Es gibt bekanntlich Menschen, die schnell mal irgendwo außerehelich verkehren und da ist der kurze Smartphone-Check während des sexuellen Tuns vor allem vernünftig. Außer aber man legt es auf eine Scheidung an.

Abgesehen davon: Menschen tun oft einmal etwas gleichzeitig, das liegt ihnen im Blut. Ich kenne Männer, die während des Sex zwar nicht auf ihr Smartphone schauen, aber auf den Fernseher, in dem gerade ein äußerst spannendes Match läuft. Uh, da höre ich Frauen aufjaulen und sagen: Moment, das darf man sich nicht gefallen lassen. Stimmt nicht, bzw. es kommt darauf an, was zuerst da war: das Match oder der Fick?

War zuerst das Match da, und der Herr ließ sich trotz Ball-Leidenschaft von der Dame zu einer Runde Vögeln animieren, kann ich nur sagen: Gratulation zum Mutti- und Multitasking. Umgekehrt: Naja. Wenn ein Mann während des Koitus den Fernseher einschaltet, sollte man die Beziehung hinterfragen. Doch auch Frauen sind nicht immer hochkonzentriert bei der Sache – man hört da einiges. Es gibt Damen, die betrachten während seines leidenschaftlichen Engagements stumm ihre Fußnägel und denken darüber nach, ob sie sie anderntags lila oder mauve anmalen sollen. Das spricht zwar nicht sehr für den Herrn auf und in ihr, aber so lange sie nicht zu einem Buch greift, ist alles gerade noch im mauven Bereich.

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