sex IN DER FREIZEIT: Täuschungsmanöver

sex IN DER FREIZEIT: Täuschungsmanöver
Was wäre das Liebesleben ohne die Möglichkeit zur Verhütung? Wohl halb so lustig. Und trotzdem: Das Zeugs kann manchmal verdammt mühsam sein. Und in die Irre führen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Es gibt Dinge, ohne die wäre das menschliche Leben hohl und fast ein bisschen sinnlos. Die Erfindung des Schnäuztuchs gehört da ebenso dazu wie die Entdeckung des Feuers. Ich finde auch gut, dass irgendwann einmal ein Mensch die blendende Idee hatte, aus Trauben Wein zu machen. Und ich bin auch nicht abgeneigt, jenem guten Geist dankend auf die Schulter zu klopfen, der die Idee für den ersten Vibrator in die Tat umgesetzt hat. Man würde glauben, die Entdeckung der hormonellen Verhütung in Form einer kleinen Pille würde die Top 10 der segensreichen Innovationen krönen, aber ich muss vorsichtig abwinken. Schon gut, dass es sie gibt - aber die Frage ist nur, ob sie - auf das große Ganze umgelegt - wirklich dem Zwecke dient. Ich kenne viele Frauen, bei denen war (und ist) das nämlich so: So lange sie keine Pille schluckten, hatten sie unbändige Lust, zu vögeln, zu lieben, zu suchen - zu finden. Daraufhin schwärmten sie in Discos aus, registrierten sich bei Partnerbörsen, trugen schwüles Parfum auf und hüllten sich in das, was in der Vorstadt auch als "geile Panier" kursiert. Sodann wurden sie fündig und begannen, hormonell zu verhüten. Bereits nach wenigen Monaten erklang bei manchen das große Wehklagen: Nix vögeln, weil Kopfweh. Nix strippen, weil dick. Nix Lust, weil traurig. Schön blöd: Da hat man den Freibrief zum Geilsein und dann ist gar nix geil. Gemein - mit sowas brauchen sich Männer nicht zu plagen. Die geben sich den Gummi - und ab die Post. Dass an dieser Stelle leiser Neid aufkommt, scheint legitim - zumal es Frauen, die zu anderen Verhütungsmethoden greifen, oft auch nicht anders geht. L, die mit dem Anti-Baby-Computer ihren Eisprung checkt und des "Schnackseln, jetzt aber!"-Grünlichts harrt, sieht immer nur rot. Die etwas esoterisch angehauchte K, die sich mit sich selbst auf das Einführen einer zarten Spirale geeinigt hat, hadert ungebrochen mit dem "Fremdkörper "da unten". S, die jahrelang der Gummiindustrie vertraute, ist gerade mit dem dritten Kind schwanger. Und jetzt das - Neues aus der Welt der Forschung: Laut einer Studie soll die Antibaby-Pille das Wahlverhalten bei der Partnersuche verändern. Die Pille, die Kanaille, gaukelt ja dem Körper eine Schwangerschaft vor. Dabei wird auch das Ab und Auf der Hormone auf Nulllinie gesetzt - daran sind allerdings die weiblichen Partnerpräferenzen gekoppelt. Was Frauen normalerweise mögen, hängt vom Zeitpunkt ab: Während der fruchtbaren Tage eher Typen Marke "Jäger, Macho und Frischfleisch-Fan". In der prämenstruellen Phase locken die Versorgerqualitäten - Marke "Herzig, heimisch, Kuschelbär". Die Pille lässt Frauen dann eher in der Tier-mit-Herz-Ecke fündig werden. Das klingt nett, ist aber auf Dauer vielleicht ein bissi fad. Zwar der Garant für ein ruhiges Beziehungsleben - aber heiß ist anders. Folglich fanden Frauen ihren - im Pillenrausch entdeckten - Partner später weniger attraktiv und waren sexuell minder enthusiasmiert. Was sagen die Forscher dazu? Sie raten Frauen für die Zeit der Partnersuche zu hormoneller Enthaltsamkeit: Erst der Mann, dann die Pille. Nein Kinder, das Leben ist echt kein Waldspaziergang. gabriele.kuhn(at)kurier.at

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