sex IN DER FREIZEIT: Sex? Essen! Essen? Sex!

sex IN DER FREIZEIT: Sex? Essen! Essen? Sex!
Unlängst, weit nach Mitternacht an einem großen See: Ein Häufchen etwas illuminierter Ehepartner diskutierte, was beim Leben und Lieben wirklich zählt: Sex oder Essen?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Die Diskussionsrunde, reichlich befüllt mit ganz und gar nicht veganem Grillgut und zirka 39 Flaschen Weißwein, wechselte gleitend vom Politgenre zur Basisausstattung des Daseins, die sich bekanntlich auf die Säulen Vögeln und Mampfen stützt. Dazu eine Randbemerkung: Um drei Uhr morgens fortgeschritten angeheitert über die österreichische Parteienlandschaft zu diskutieren endet im worst case oft einmal mit einer Bluttat. Folglich war der Themenwechsel nicht unklug. Sex und Essen sind eng miteinander verknüpft. Beides geht, nicht nur im weitesten Sinne, durch den Magen. Einen Menschen, den man weder riechen noch schmecken kann, wird man weder riechen noch schmecken wollen. Und natürlich sind beide evolutionäre Ur-Komponenten des Überlebens - ohne Sex keine Menschheit. Ohne Essen keine Kraft für Sex, also wieder nix mit Menschheit. Zwei Tätigkeiten also, die einander fördern bzw. hemmen. Gar nicht davon zu reden, dass Speisen äußerst libidofördernd sein können. Doch zurück zum Diskurs zu später Stunde: Man hätte gedacht, die Herren würden ein klares Votum fürs Vögeln abgeben. Doch es kam anders: Das Gros der Männer sprach sich enflamiert für den oralen Genuss der "harmloseren" Art aus: Für wohl zubereitetes Fleisch von der Sau, und Kuh, vom Fisch und Weichtier - gut gegart, fein gewürzt, augenfällig serviert. Die Herren gerieten ins Schwärmen. Und orderten einen weiteren Teller zarte Fleischware. J - gegen 2.30 an scharfen Würstchen nuckelnd - argumentierte dann so: "Ein Essen zu zelebrieren, kann sich über Stunden hinziehen, aber ehrlich: Sowas will man sich für den Sex gar nicht vorstellen." Der Rest der Herrenrunde griff beim Schinken kräftig zu und nickte beifällig. Ausnahme - mein Mann, der folgenden Happen in die Runde warf: "Burschen, ich würde zehn Tagen hintereinander billige Tiefkühl-Pizza fressen, wenn ich wüsste, danach gäbe es 20 Minuten großartigen Sex. Ich würde aber auf keinen Fall zehn Tage mit einer grauslichen Frau schnackseln, in Aussicht auf das beste 10-Haubenmenü der Welt." Ich fühlte mich geehrt, wusste aber, dass die Einstellung des Liebsten nicht direkt proportional mit mir alleine zu tun hatte. Aber sonst - verkehrte Verkehrswelt. Weil die Frauen klar dagegen hielten. Voilà, das Ergebnis des Weibsvolks-Begehrens: Sex gewinnt mit 99 Punkten. B, leicht hungrig, untermauerte ihr Votum anschaulich: "Ehrlich: Ich wünschte, er würde mich endlich einmal so leidenschaftlich anschauen, wie er das beim Filettieren eines Branzinos mit dem Fisch tut." Mag allerdings sein, dass der aktuelle Trend zum "Dinner Cancelling" - alle anwesenden Damen waren ungleich zarter als ihre Partner - eine alternative Bedürfnisbefriedigung notwendig macht. Essen? Sex? Wozu das "oder"? Ich bin ja für beides. Essen und Sex. Auch gleichzeitig - weil diese Tätigkeiten einander perfekt ergänzen und fördern. Erotik ist untrennbar mit oralen Genüssen verbunden - da halte ich es mit Isabel Allende ("Aphrodite, eine Feier der Sinne"), die schrieb: "Die Völlerei ist der gerade Weg zur Ausschweifung ..." Bon appétit.

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