sex IN DER FREIZEIT: Sehklima

sex IN DER FREIZEIT: Sehklima
Der Sommer kommt, die Hüllen gehen - allseits maximale Leichtigkeit und mehr oder minder erotische Transparenz. Doch was davon gesehen wird, liegt in den Augen des Betrachters.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Fakt ist: Männer haben von Natur aus etwas andere Prioriäten beim Blickfang. Jö, Sommer. In einer alten US-Ausgabe des Cosmopolitan lese ich: "Summer is kind of like the ultimate one-night stand: hot as hell, totally thrilling, and gone before you know it." Diese Zeit hat was von Meer, von Weite und Sehnsucht. Die Straßen duften nach Rimini, Lust, Luft, Libido. Und die Stadt legt nun endgültig den kratzenden Wollschal ab - man atmet durch, fühlt sich geliebt und gewärmt. Sonne flutet Seele und Unterbauch. Endlich finito mit dieser Zwiebelei: Erst Body, dann Strumpfhose, drüber Pulli, stopf, stopf. Winterschluss, jetzt aber! Frivole Leichtigkeit - ein Kleidchen, rasch übergestreift. Raus mit uns Weibsbildern. Arm sind sie jetzt, die Männer - Augenfälliges, en masse. Da will einer auf cool und wichtig multitasken, dann geht er durch die Stadt und kollidiert mit so viel Transparenz und Haut. Was bitteschön zuerst? In den Imbiss beißen, in der Börsen-App fummeln, die schöne Aussicht scannen - oder alles gleichzeitig? Hosenträger in Not. Verdammt hart, im Sommer ein Mann zu sein, wenn die Frauen sich leicht geben, obwohl sie trotzdem nicht leichter (als sonst) zu haben sind. Mittelgroßes Mitgefühl meinerseits, vor allem seit ich probehalber "mit den Augen eines Mannes" durch die City gebummelt bin. Ein etwas patscherter Versuch, weil sich eine Frau naturgemäß nicht zur Gänze in das männliche Betriebssystem einklinken kann. Schlicht, weil ihr dafür die Eier fehlen. Wir Frauen gehen zwar auch auf der Straße und schauen, aber die Betrachtungsweise ist völlig anders. Ganzheitlicher, irgendwie. Wir sehen z. B. einen Mann und seine Frau, auch das dazugehörige Kind. Wir scannen das alles und denken fescher Typ, leider nicht Single. Und: Süßes Kind. Wir bemerken überdies, dass die Dame bombastisches Schuhwerk trägt (Neid!), die Handtasche dazu aber ziemlich scheiße und ziemlich billig aussieht. Und der männliche Blickwinkel? Der verliert sich bevorzugt im eher schlicht gehaltenen Detailreich. Check. Re-Check. Double-Check: Hintern. Brüste. Lippen. Augen. Beine. Hintern. Brüste. Brüste. Brüste. Augen? Der Blick oszilliert. Rauf, runter, rein. Das Gesehene wird erst dann zum Gesamtkunstwerk, wenn es - je nach Fantasiebegabung - zu einer kleinen Stammhirn-Story zusammengepuzzelt wird. Das freilich ohne den dazugehörigen Mann - und, wie bitte, hä, die Frau hatte tatsächlich ein Kind an der Hand und Schuhe an? Sowas von wurscht aber auch. Ach ja, mein Versuch! Stephansplatz. Ich sehe die Blonde ohne BH. Ihr Kleid ist zu gelb, zu durchsichtig, zu sehr nichts. In der Sekunde werte ich: "Pfuh, ist das ordinär. Die trägt keinen BH, das kann sich die aber nicht leisten!" Bla. Bla. Bla. Hirnwechsel. Dem Mann in mir kommt nur dieser schlichte Zwei-Wort-Satz in den Sinn: "Ui, geil." Schuhe, Handtasche? Egal! Als Mann sehe ich die spitzen Brustwarzen, wie sie sich gegen den gelben Stoff bohren. Aber hallo, Frau Sommer! Nun, dieses Spiel funktioniert seit Homo sapiens aufrecht gehen kann. Männer schauen nun mal sehr gerne. Und Frauen genießen es, gesehen zu werden. Wissenschaftliche Studien zeigen übrigens, dass der männliche Blick auf das körperliche Verhalten von Frauen außerordentlich stimulierend wirkt.

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