sex IN DER FREIZEIT: Experimentierfreudig

sex IN DER FREIZEIT: Experimentierfreudig
Laut einer Umfrage sind es die Frauen, die Abwechslung in ihr Liebesleben bringen wollen. Und laut Erfahrung hegen sie auch die schweinischeren Gedanken. Doch nicht alles, wo "Fantasie" draufsteht, ist tatsächlich fantastisch.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Skepsis ist bei Umfragen ja stets angebracht, auch wenn sie als "repräsentativ" gelten - dennoch sind sie als Gedankenanstoß nicht ganz ungeeignet. So ergab eine US-Umfrage unter 3.000 Menschen, dass Frauen im Bett oft einmal experimentierfreudiger zu sein scheinen als ihre Männer. 85 Prozent der Damen präferieren zum Beispiel Sex außerhalb des Schlafzimmers. Fast 60 Prozent würden ihr Liebesleben gerne mit neuen Spielarten auffrisieren. Viele finden die horizontalen Aktivitäten im Rahmen ihrer Beziehung öd und langweilig. Oft einmal sind die Versuche mit dem online erstandenen Anal-Intruder oder lustigen Vaginalkugerln der letzte Versuch, die "sie-unten-er-oben"-Routine zu durchbrechen. Laut genannter Umfrage glauben immerhin 59 Prozent der Frauen, mit sexuellen Experimenten ihre Beziehung retten zu können. Soso. Auch ohne repräsentativ in großen Kollektiven zu wühlen, kann ich das bestätigen. Dazu brauche ich nur zu hören, was Frauen einander gestehen, wenn sie sicher sind, dass sie nicht von ihren Männern belauscht werden. Eines steht fest: Frauen sind die schlimmeren Männer. Wer so richtig Schweinisches haben möchte, braucht erst gar nicht Mauserl bei einem Herrenabend zu spielen, sondern z. B. eine Tupperware-Party besuchen, bei der es literweise Prosecco gibt. Spätestens nachdem die Damen ihren praktischen Micro-Wave-Gareinsatz, den Tupper-Turbo-Chef und ihr Set Wunderschüsseln geordert haben, wird's tief. Zu kleinen Häppchen werden Schwanzgrößen, Stellungsvorlieben und Blowjob-Anekdoten gereicht. Bei solchen Damenkränzchen bricht dann oft hervor, was an unerfüllten Bedürfnissen tief in den Unterleibern der Protagonistinnen brodelt. Schon erstaunlich, wie viele der auf den ersten Blick recht bieder wirkenden Wesen von Popoklatsch in verdunkelten Zimmern oder anonymem Gruppensex mit zehn maskierten Männern im Ledertanga träumen. In den meisten Fällen bleibt es allerdings dabei - wo doch das Gros der Hausherren für die experimentellen Neigungen ihrer Gattinnen oft nur ein mildes Lächeln übrig hat: "Geh Schatzi, davon kriegst du eh nur einen Bandscheibenschaden" lautet die Antwort auf die Verkehrsdurchsage. Dennoch gibt es Paare, die einmal was "ganz Verrücktes" tun möchten. Aber nicht alles, wo "Fantasie" draufsteht, ist fantastisch. So mancher der Ausflüge ins Experimentelle gleitet ins komische Fach ab, wie ich der Kollektion meiner "Was-tun?"-Leserbriefe entnehme. Frau B, die Fußpflegerin, wollte etwa eines Tages das Berufliche mit dem Begehren mixen. Ihr Hasizahn solle sich doch bitte mal lutschend ihrer Zecherln annehmen. Leider hat Herr B einen bisher gut verdeckten Hygienetick. Die bislang stahlharte Erektion ist seither Geschichte. Oder C, die sich zu Silvester beim Darkroom-Experiment in der neuen Puff-Montur (u. a. mit 13 Zentimeter hohen Schlapferln) einen Meniskusriss zuzog. Seither steht ihr Mann auf Sex mit Krücken. Was jetzt? Locker bleiben und lachen: "Die Fantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, der Humor über das, was sie tatsächlich sind." Sagt zumindest Monsieur Albert Camus.

Kommentare