Die Affäre hat das Zeug zum Filmblockbuster. Vielleicht mit Nicolas Cage und Demi Moore in den Hauptrollen.

von Gabriele Kuhn

über die Affäre um die Affäre des CIA-Chefs

Das ist doch Stoff für Hollywood: CIA-Chef stolpert über die Amour fou mit seiner Biografin. So geschehen in der nüchternen Realität von US-Wahl, volatiler Wirtschaftslage und allerlei anderen unerfreulichen Sachen. Umso mehr mag man solche Stories, weil da alles mitschwingt, was prickelt: die Muskeln einer knallharten Superwoman (Stichwort: „Mach mir die Beinschere, Honeysuckle“), ein bisserl Spionage, prickelnde E-Mails, Sehnsucht, Gier und die Geilheit des Petraeus’schen General-Stabs. Ich sehe es schon vor mir: Demi Moore hat sich den Bizeps auftrainiert und spielt Biografin Paula Broadwell. Nicolas Cage gibt den CIA-Chef. Rundum finstere Gestalten, der Weltfrieden steht auf dem Spiel. Kalter Krieg durch überhitzte Lenden.Ich habe ja im Gegensatz zu Kollegen Guido Tartarotti (er twitterte, wie wurscht ihm privat die Petraeus’schen Spatzisachen seien) ein Faible für solche Plots – und Verständnis für die Protagonisten. Die Frage ist: Hätten Mr. Petraeus und Mrs. Broadwell miteinander gevögelt, wären sie einander beim Fünf­-Uhr-Tee irgendeiner öden Charity begegnet? Eher nicht. Die Anbahnung ist ja entstanden, während sie sein Leben ergründete – eine Art Nahkampf. Archaischer geht’s kaum, ein Fest der Triebe. Starke Frau vertieft sich in das Leben eines starken Mannes, starker Mann fühlt sich geehrt. Starker Mann und starke Frau müssen einander oft treffen, starke Frau hört zu, fühlt sich ein, starker Mann öffnet sich. Tausend Mal berührt und tausend Mal ist nix passiert. Und dann: Raus damit, rein damit.Das liegt in der Natur der Sache: Als Biograf bzw. hier Biografin muss man sich nicht nur ins Gegenüber vertiefen wollen, sondern sich zuvor die Frage gestellt haben: warum? Warum gerade dieser Mensch, dieser Mann? Da muss ein Bewunderungs-Akonto da gewesen sein, eine Faszination und Sehnsucht. Dann rückt man einander näher – der, dessen Leben erzählt wird, muss sich öffnen. Und umgekehrt muss der/die Biograf/in in den Erzähler eindringen. Das ideale Substrat für das Spiel von Mann und Frau, ein intimer Akt – der irgendwann nach körperlicher Entladung schreit.Zur Frage, was jemanden bewegt, eine Bio zu schreiben, wurde im Magazin Slate Leon Edel, Autor von „How To Write A Biography“ zitiert – er sagte: „Es ist ein bisschen wie Verlieben... Die Liebesaffäre, auch wenn sie noch so aufregend ist, sollte allerdings beendet werden, wenn eine brauchbare Biografie daraus werden soll.“Doris Kearns (bzw. Kearns-Goodwin), die die Bio von Präsident Lyndon B. Johnson schrieb, meinte über ihre Arbeit: „Ich musste lernen, wie ich mich distanziere, um seine Rücksichtslosigkeit genauso zu beschreiben wie seine Sensibilität.“ Im Bett sind sie nur knapp nicht gelandet, angeblich.Manchmal wird’s nix mit dem Abstand – wie bei Suzy Wetlaufer und Jack Welch. Zwischen der Ex-Harvard-Business-Review-Chefredakteurin und dem CEO von General Electric entspann sich eine Affäre, während sie ihn für ein großes Porträt interviewte. Sie ließ sich scheiden, er musste daraufhin seine Konzern-Karriere beenden – heute sind sie verheiratet und ein erfolgreiches Paar. Fazit: Happy Ends sind möglich, aber rar.

Kommentare