Höhenkoller

Der Mythos von der schnellen Nummer auf Flughöhe hält sich komischerweise immer noch – dazu tragen Legenden wie der "Mile-High-Club" bei. Und falsche Vorstellungen vom Treiben in der Flugzeugkabine. Da sage ich nur: Bitte anschnallen, das wird eher eine Bruchlandung.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Es ist Mythos und Blödsinn zugleich.

von Gabriele Kuhn

über Sex im Flugzeug.

Vögeln wird gerne mit Fliegen assoziiert. Logisch, im besten Fall ist eine sexuelle Begegnung der Himmel auf Erden, wenn auch nur kurz.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb dem Thema "Sex im Flugzeug" immer noch so viel Bedeutung beigemessen wird. Es ist Mythos und Blödsinn zugleich. Mythos deshalb, weil immer wieder neue Sex-Umfragen dazu auftauchen. Dann titelt der Boulevard: "Sex im Flugzeug: Briten auf Platz eins". Und man erfährt, dass auch Bürger aus anderen Ländern einmal in ihrem Leben Bunga Bunga in einer Boeing Boeing oder einen Blowjob im Airbus hatten – zumindest aber davon träumen. Diesen Mythos toppt nur noch die Überflieger-Legende vom "Mile High Club". Der ist kein echter Ort, an dem sich Männer mit dicken Zigarren und teurem Wein an einen Kamin hocken und schmutzige Witze erzählen, sondern ein herziges Konstrukt. Wer sich dem Mile High Club zugehörig fühlen möchte, braucht den Fick im Flieger in seiner Bumsbiografie – wobei die Flughöhe über Grund schon eine nautische Meile, also 1852 Meter, betragen sollte. Als diesbezüglich schräger Vogel gilt angeblich ein Herr namens Lawrence Sperry, der – so wird gemunkelt und lang ist’s her – mit seiner Flugschülerin Waldo Polk Sex im Flugzeug hatte. Dafür soll sich der gute Mann einen Autopilot gebastelt haben – allerdings stürzten die beiden in die Great South Bay bei New York. Das Paar wurde lebend und nackt geborgen. So betrachtet sind auch Leute wie Playboy-Boss Hugh Hefner Mile-High-Mitglieder. Hefner besaß eine Douglas DC-9 namens Big Bunny, und in der befand sich naturgemäß ein Hasenstall nach seinem Geschmack – mit großen Betten und beweglichen Damen. Elvis Presley soll als Gast mit "geflogen sein.

Doch zurück auf den Boden und zum Blödsinn. Liebe lieber ungewöhnlich – ja, eh. Doch der Erotikfaktor vom Flugzeug-Sex ist längst verflogen. Da sitzt du in der Economy, die Luft ist trocken, der Nachbar schnarcht und bei jeder Bewegung des Vordermanns drückt’s dir den Sitz in die Knie oder das ausgeklappte Tischerl in den Solarplexus. Irgendwo schreit ein Kind, der Pilot näselt völlig unverständliches Pilotengeschwurbel ins Mikro und man glaubt verstanden zu haben, dass es am Zielort kälter ist als am Herkunftsort und gerade regnet. Ein anderes Kind schreit. Die Frau im Sitz dahinter hustet dir in den Nacken – man denkt an Tuberkulose, Lungenentzündung und an das Testament, das man immer noch nicht gemacht hat. Da! Der Sitznachbar sagt was. Leider ist es nicht George Clooney, sondern einer der sein Handgepäck haben möchte. Großes Umschichten in der Zündholzschachtel, Körperkontakt ist unvermeidbar, findet aber leider mit der Frau statt, die so hustet, als wär’s nicht ihr Jungfernflug. Der Herr, an den man sich handgepäcksbedingt drücken muss, riecht nach Drugs, Alkohol und Sex. Aber nicht nach gutem. Dann bringt die Flugbegleiterin letscherte Sandwiches und laues Mineral – später muss man aufs Klo. Fehler! Dort stehen sieben andere, die auch müssen. Wer jetzt noch an eine Häuselnummer denkt, sollte endlich aufhören, sich schlechte Stewardessen-Pornos reinzuziehen.

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