Hallo, Happy!
Vorbei die Zeiten des verschämten Ankaufs von beigefarbenen Penisimitaten.
Es ist ja wunderbar, dass Frauen heute durch einen Sexshop schlendern können, ohne dass sie dabei umfassend behelligt, also von lüstern sabbernden Typen angeglotzt werden. Das war durchaus einmal so – und das ist auch noch gar nicht so lange her. Da musste man sich als Frau die Nase zuhalten, so sehr roch es in den Schmuddelboutiquen nach dumpfer Geilheit. Besser nichts anfassen.
Heute sind Sexshops meist helle, bunte, freundliche und lockere Läden, die helle, bunte und freundliche Sachen anbieten. Schön. Damen können hier ungeniert fündig werden – auch im Sinne der eigenen Sache. Vorbei die Zeiten des verschämten Ankaufs von beigefarbenen Penisimitaten. Die aussahen, als wären sie rosafarbene Gurkenmutanten mit Krampfadernproblemen. Stattdessen kommen viele in Do-it-yourself-Laune hierher und tauschen sich ungeniert über die Vibrationsstärken von Geräten aus, die als hippes Küchengerät im Philippe-Starck-Design durchgehen würden. Der Masturbations-Markt ist salonfähig geworden – man kommt, um zu kommen. Fein.
Das setzt freilich ein gewisses Bewusstsein voraus – Fakt ist, dass Frauen seit jeher Hand an sich selbst legen. Aber sie taten es nicht immer ungeniert. Heute plauscht man bei Streuselkuchen und Caffè Latte über Sinn und Unsinn von Glasdildos, die so teuer wie die Burgunderkelche eines renommierten Weinglas-Herstellers sind. In ist, wer so was schon drin hatte und dabei ganz mit sich war.
Aber, freilich, nach wie vor gibt es Frauen, die das, was sie da unten „bewohnen“, nicht wirklich gut kennen. Sie brauchen nicht nur Nachhilfe in Sachen weiblicher Anatomieunterricht, sondern vor allem ein Trainingsprogramm zum Thema „Selbstbefriedigung“.
Dieser heiklen Sache nimmt sich nun das Computerspiel „HappyPlayTime“ an. Dessen Ziel ist es, Frauen das Masturbieren beizubringen. Es ist zwar noch nicht ganz fertig programmiert, aber immerhin: Man kann sich bereits anmelden und damit „herumspielen“. Klingt an sich recht ambitioniert und lustig, aber es gibt auch einiges einzuwenden: Erstens ist das Spiel rundum quietschzuckerlrosa. Warum? Ich kenne niemanden, der da unten ausschaut wie Bazooka. Außerdem ist eine Vulva kein Barbiehaus. Zweitens heißt die Spiel-Vulva „Happy“. Das klingt eher wie der Name für ein Tamagotchi oder eine Sprechpuppe, die Lulu machen kann, wenn man sie oben mit Wasser befüllt. „Wie sollst du Lust mit jemandem austauschen können, wenn du nicht weißt, was dein eigener Körper mag“, wird auf der HappyPlayTime-Website gefragt und weiter: „Darum sind Masturbation und Lernen von Masturbation so eine fundamentale Lebenslektion.“ Aufklärung, Lernen – gut und schön.
Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob das mit Maus und Computerbildschirm geht. Im Sinne von „Drücke F5-Taste für Klitorisstimulation“. Allerweil, es wäre so einfach und es gäbe da unten tatsächlich so etwas wie eine F5-Taste. Aber weil alles ganz anders ist, bleibt uns Frauen nur das gute alte Prinzip von Versuch und Irrtum. Augen zu – und ab zum Date mit der Vagina. Es lohnt sich, sie besser kennenzulernen.
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