Stiege 8/Tür 3
Heiß mich willkommen im Club, Kollege Mauch!
Das ist doch zum Lachen", schreibt mir Kollegin Maria Wallner, das glaube sie nicht, dass manche Kinder "ihre Hausaufgaben nicht machen, weil sie der Mutter beim Büroputzen helfen" und kritisierte damit die frühere AHS-Direktorin Heidi Schrodt, die in ihrem neuen Buch dem Leben & Leiden von Schulkindern mit anderen Muttersprachen (Neusprech: Migrationshintergrund) nachspürt. Welchen Teil des Satzes sie nicht glaube, mailte ich zurück, dass manche Kinder ihre HÜs nicht machen? Oder dass es welche gebe, die abends ihre Mütter beim Putzen von Großbüros begleiten (damit es schneller geht und die kleinen Geschwister vor dem Schlafengehen noch ein Essen bekommen)?
Das hat Heidi Schrodt noch dazugesagt, hab ich aber aus Platzgründen nicht geschrieben. Zum Lachen also eher kein Grund, würde ich sagen.– Warum schaust du seit Tagen so unausgeschlafen, Francis?– Weil das Baby immer schreit.– Und das hörst du?– Es liegt bei mir.– Nicht bei deiner Mutter?– Bei der auch.Dann erzählt mir Francis, dass in dem einen Zimmer die drei älteren Brüder schlafen, in dem anderen Mutter und Baby plus er selber. Mehr Betten gibt es nicht.– Und dein Vater.– In der Küche auf der Bank. Er ist zu dick, außerdem muss er schlafen, weil er jeden Tag arbeiten geht.– Warum sucht ihr nicht um eine Gemeindewohnung an, Francis, dort kriegt ihr vier Zimmer, echt!– Ist es nicht nur für Arbeitslose?– Nein, Francis, ist es nicht. 500.000 Menschen leben in Wien im Gemeindebau. Menschen, die müssen, neben solchen, die wollen, wie mein KURIER-Kollege Uwe Mauch, der jetzt ein Buch über das Wohnen im Gemeindebau geschrieben hat, voll Anerkennung für diese Wiener Weltmeisterleistung in puncto Miteinander statt Gegeneinander ("Stiege 8/Tür 7 – Homestorys aus dem Gemeindebau", Metroverlag). Ich übersiedle mit meiner Familie übrigens auch gerade in den Gemeindebau. Back to the roots in die 80-m²-Wohnung in Wien-Favoriten, in der mein Bruder und ich aufgewachsen sind. Stiege 8/Tür 3. Heiß mich willkommen im Club, Kollege Mauch!
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