Schule - und der Rest des Lebens: November-Elegie

Jetzt ist es ja schon wieder ein Weilchen her, dass Steve Jobs … (†). Mein lieber Schwede, ist da viel Schmarrn in den Zeitungen gestanden: Halbgratis konnte man z. B. lesen: "Er war gläubiger Buddhist - seine Geräte hatten eine Seele." Dabei weiß jede Buddhistin, kaum dass sie Om sagen kann: Als Buddhist sollst du eben n i c h t glauben. Und schon gar nicht an eine Seele, egal jetzt, ob unterm Herzen oder im iPad. Glaube und Seele absolute No-nos für die Buddhistin. Das ist, wie wenn du dem guten Christenmenschen sagst: "Du sollst so viel Unkeuschheit treiben, wie du kannst, und nebenbei nur noch schauen, dass du jeden Monat deine Boni kassierst, egal, wie es deinem Nächsten derweil geht." Aber von der Religion verstehen die Menschen im Land allgemein nicht mehr viel. Da kriegt im November jede Musiklehrerin den Blues, wenn sie, die Gitarre über dem Knie, im pädagogisch wertvollen Sesselkreis sitzt und feststellt, dass keines der Kinder "O du fröhliche" kann, von alpinem Liedgut wie "Es wird scho glei dumpa" ganz zu schweigen. - Ali, Milena, Lukas, kennt denn keine von euch ein Adventlied? -Was für ein Windlied? Wie über die Kathpress zu erfahren ist, wird der katholische Religionsunterricht heuer gerade noch von 370.000 Schülerinnen und Schülern besucht. 370.000 von 1,2 Millionen, so etwas nenne ich den Verlust der absoluten Mehrheit. Waren das noch Zeiten, als in unseren Klassen alle katholisch waren - und die beiden Rothaarigen evangelisch! Palettenweise schaufelten die Mütter ab November Vanillekipferln in die Direktionen, von wo sie irgendwann ihren Weg in die Klassenzimmer fanden. Quasi November-Elegie. Heute nüchterne Reli-Unterricht-Statistik, eine KMS in Wien, 4A: röm-kath: 2, serb.-orth: 3, islam: 2, evang.: 0, abgemeldet: 16.Niki Glattauer ist Lehrer und Autor
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