Handyverbot, 2

Kollegen, die gegen ein Handyverbot sind, machen sich nicht beliebt.
Niki Glattauer

Niki Glattauer

Hätte ich mir denken können: Sprichst du dich als Lehrer gegen ein Handyverbot an Schulen aus, und zwar u. a. deswegen, weil heute für die meisten Kinder ein Handy das ist, was früher für uns Comic-Hefte, Fußballerpickerln und die neueste Led-Zeppelin-LP zusammen waren, kommen die Kolleginnen über dich. Per Mail:

– Spinnen Sie, Herr Kollege? Die Schüler sollen in der Pause Vokabeln lernen, statt Filmchen zu drehen und SMS zu verschicken.

Sagen die, die bei jeder Konferenz unterm Tisch zu smsen anfangen, kaum hat die Direktorin den Protokollführer bestimmt.

Ich bin ja eh schwer in mich gegangen. Nicht zuletzt deswegen, weil sich ja an dieser Stelle selbst Mutter Knecht, verlässliche Zelle unangepasster Denke, schon zwei Mal f ü r ein Handyverbot ausgesprochen hat. Aber nach eingehendem Studium der Situation im Allgemeinen und jener meiner diversen Kinder im Besonderen bleibe ich dabei: Das Handy ist. Aus. Jetzt lernen wir bitte, damit umzugehen! Lehren wir unsere Kinder, sich mit seiner Hilfe zu informieren und zu orientieren, lehren wir sie, es zu benutzen, statt sich von ihm benutzen zu lassen, und lehren wir sie, es abzudrehen, wo das Sinn macht, z. B. in Turnen, beim Nachdenken übers Leben oder im Straßenverkehr. So halte ich es in diesem Fall mit Susanne Brandsteidl. Die Chefin im Wiener Stadtschulrat und selber Mutter hat sich inzwischen klar gegen ein Handyverbot an Schulen ausgesprochen.

Und weil ich jetzt eh schon dabei bin, es mir mit meinen Kolleginnen von der Retten-wir-das-Abendland-Fraktion vollends zu verscherzen: Ich bin, ähnlich wie meine Präsidentin, auch für eine Neuregelung der autonomen Tage. Mein Vorschlag: Lassen wir sie für jene, die sie zu brauchen glauben, aber landesweit einheitlich festgelegt. Und wir Lehrerinnen halten an diesen Tagen den Schulbetrieb aufrecht und stehen jenen, die trotzdem zu uns kommen wollen oder müssen (z. B. wegen Erwerbsarbeitsverpflichtung), mit einem ordentlichen Programm zur Verfügung. Und sollte einer Kollegin dabei fad werden, kann sie sich ja von den Mädels die neuesten Mode-Apps erklären lassen.

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