Nachbarn

Die wöchentliche Kolumne von Ulla Grünbacher.
Ulla Grünbacher

Ulla Grünbacher

Die Wiener Onlineplattform „Frag nebenan“ bietet die Möglichkeit, mit den Bewohnern im Haus und im Grätzel in Kontakt zu treten.

von Mag. Ulla Grünbacher

über Anonymität in den Städten

Autos, Rasenmäher, Bohrmaschinen – laute Geräusche umgeben uns jeden Tag. Lärm wird als Störfaktor empfunden und der Stress, der dabei entsteht, kann krankmachen. Der Blutdruck steigt, es kommt zu Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. So viel ist bekannt. Neu ist, dass Lärm auch dick machen kann. Wer in der Nähe eines Flughafens wohnt und ständig dem Fluglärm ausgesetzt ist, läuft einer neuen Studie zufolge Gefahr, Gewicht zuzulegen. Mit dem Anstieg des Lärmpegels um fünf Dezibel steigt der Taillenumfang um rund 1,5 Zentimeter, das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern des schwedischen Karolinska-Instituts. Die Wissenschaftler führen das Ergebnis auf die verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen zurück. Aber nicht nur Lärm von lauten Maschinen verursacht Stress. Auch die ständige Geräuschkulisse, das Klappern von Tasten, das Gespräch und die Telefonate der Kollegen im Großraumbüro wirken sich auf Dauer auf das vegetative Nervensystem aus. Je mehr Platz den Mitarbeitern im Büro eingeräumt wird, desto weniger Auswirkungen hat der Lärm.

In der Stadt ist man oft sehr anonym, viele Menschen sind einsam. Die Nachbarn grüßen, mehr Kommunikation ist in den meisten Häusern nicht üblich. Die Wiener Onlineplattform „Frag nebenan“ bietet die Möglichkeit, mit den Bewohnern im Haus und im Grätzel in Kontakt zu treten. Die Anmeldung ist kostenlos. Man gibt seine Adresse ein, dann scheint zum Beispiel auf: „22 Nachbarinnen und Nachbarn aus deinem Haus und der Umgebung warten auf dich. “ Vor allem in Neubauten, wo sich die Bewohner zu Beginn fremd sind, ist der Kommunikationsbedarf groß. Teilnehmer können sich über das Forum austauschen und Treffen organisieren: Ist eure Wohnung auch so hellhörig? Kann jemand mein Paket übernehmen? Ich reserviere einen Tisch beim Italiener, wer hat Lust und kommt mit? Ausschließlich auf das Verleihen von Haushaltsgeräten und vielem mehr ist die Plattform „use twice“ spezialisiert. Einen Schlagbohrer braucht man nur selten. Für drei Euro am Tag kann man ihn mieten, für zwei Euro gibt es zwei Laufenten, die lästige Schnecken im Garten verschlingen. Auch so lassen sich Kontakte knüpfen.

ulla.gruenbacher@kurier.at

Kommentare