Wenn du als Trainer einsam bist

Peter Schöttel

Peter Schöttel

Ein Abgang mit Ansage traf Austrias Ex-Trainer Gerald Baumgartner.

von Peter Schöttel

über Trainerrauswürfe

In den letzten Tagen verloren mit Karl Daxbacher, Mladen Posavec und Michael Steiner drei Trainer der Ersten Liga ihren Job, am Wochenende erwischte es mit Gerald Baumgartner einen Kollegen in der Bundesliga.

Dass es vier von 20 Profi-Trainern in so kurzer Zeit trifft, ist bemerkenswert. Der Grund dafür ist die Länderspiel-Pause. Sie bietet den Klubverantwortlichen eine der letzten Möglichkeiten, aktiv ins Tagesgeschehen einzugreifen. Durch Impulse von außen sollen ausgegebene Ziele doch erreicht oder zumindest der Schaden so gering wie möglich gehalten werden.

Wenn du als Trainer einsam bist
ABD0109_20150307 - RIED IM INNKREIS - ÖSTERREICH: Grödig Trainer Michael Baur am Samstag, 07. März 2015, während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen SV Josko Ried und SV Scholz Grödig in Ried. - FOTO: APA/ALOIS FURTNER

Für bereits angezählte Trainer wie Michael Baur in Grödig ist das eine sehr unangenehme, gefährliche Phase. Auch wenn ihm Manager Haas gestern noch ein (letztes?) Mal das Vertrauen ausgesprochen hat.

Für potenzielle Nachfolger ist es eine spannende Zeit. Denn die Neuen bekommen zwei Wochen lang Zeit, um die Spieler im Trainingsbetrieb besser kennenzulernen und die Mannschaft gezielt auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Interessantes Detail: Häufig handelt es sich – wie bei Andreas Ogris – um Trainer, die schon im Verein beschäftigt sind, dort gut vernetzt sind und das jeweilige Umfeld daher gut kennen.

Für Baumgartner war es ein Ende, das sich schon einige Zeit abgezeichnet hat. Er war von Medien und Fans bereits infrage gestellt, die Vereinsverantwortlichen waren mit Platzierung und Spielweise unzufrieden. Die Ergebnisse waren schließlich nicht gut genug für einen Wiener Spitzenklub.

Unter Siegzwang

Ich war im Frühjahr 2013 als Rapid-Trainer in einer ähnlichen Situation.

Wenn dieser Prozess einmal läuft, dir als Trainer jede Woche dieselben Fragen über deinen Verbleib gestellt werden, vielleicht auch die Fans gegen dich mobil machen, sich enge Mitarbeiter von dir abwenden – dann hilft nur mehr eines: Du musst gewinnen. Gewinnen und gute Leistungen bringen, in einer meist sehr seltsamen Atmosphäre, wo es kaum mehr Unterstützung, sondern nur noch Häme und Proteste gibt. Wo manche nur noch ins Stadion gekommen sind, um dich scheitern zu sehen.

In diesen Momenten fühlst du dich als Trainer ziemlich einsam, während dieser Tage erlebst du die Schattenseiten eines an sich extrem interessanten Berufes.

Im April 2013 lag ich zwar mit Rapid auf Platz drei. Aber auch ich wusste, dass ich mir keine Niederlage mehr leisten durfte. Diese passierte dann jedoch nicht in der Meisterschaft, sondern im Cup-Viertelfinale gegen Pasching. Trainer der Oberösterreicher – die auf dem Weg zum Cupsieg dann auch noch Salzburg und die Austria bezwangen – war übrigens ein gewisser Gerald Baumgartner.

Peter Schöttel ist TV-Experte bei Sky und analysiert die Spiele der Bundesliga. Das nächste Mal zur 27. Runde am 4. April live ab 15.30 Uhr auf Sky Sport Austria, Sky Go & Sky Online.

peter.schöttel@kurier.at

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