Die Wahl passt, Ergebnisse muss Foda erst liefern

Paul Scharner
Franco Foda soll beim ÖFB neue Wege gehen. Aber was wird er als Teamchef wirklich verändern?
Paul Scharner

Paul Scharner

Franco Foda soll beim ÖFB neue Wege gehen. Aber was wird er als Teamchef wirklich verändern?

von Paul Scharner

über den neuen Teamchef

Viel hat sich zuletzt getan beim ÖFB. Viele Pressekonferenzen wurden bestritten. Und eines lässt sich auf jeden Fall sagen: Die Kommunikation muss sich nach innen und speziell nach außen stark verändern.

Inhaltlich erachte ich die Bestellung von Franco Foda aber als in Ordnung. Der Sturm-Coach hat seinen Nachweis als guten Fachmann erbracht – auch wenn es nur in Österreich war, denn das Engagement in Kaiserslautern dient nicht als Bewerbungsschreiben. Jetzt ist das Theater zu Ende, es kann nun in Ruhe gearbeitet werden.

Was wird sich ändern?

Thema Umgang

Foda wird die zuletzt für einige Spieler sehr lockeren Zügel wieder anziehen. Er hat einen autoritäreren Stil, ich hoffe, dass er die unterschiedlichen Charaktere aber auch kommunikativ erreicht.

Auf jeden Fall wird es helfen, wenn er den Konkurrenzkampf anstachelt. Im Jahr 2016 gab es eine Stammelf, an der nicht gerüttelt wurde. Der stetige Kampf ums Leiberl belebt aber die Sinne und erhöht auf lange Sicht auch die Qualität.

Thema Alaba

Ich bin dafür, dass David Alaba und Marko Arnautovic eine linke Seite von außerordentlicher Qualität bilden. Dafür muss Alaba aber nicht unbedingt links hinten wie bei den Bayern spielen. Foda könnte wie in dieser Saison mit Sturm auf ein 3-4-2-1 bauen. Dann wäre Alaba links (wie rechts Bauer) ein nomineller Mittelfeldspieler, der aber defensiv in einer Fünferkette "zumachen" muss. Und in Ballbesitz kann er mit seinem kongenialen, vorgezogenen Partner Arnautovic das Spiel machen, ohne auf seinen Platz im Zentrum zu beharren. Dafür ist freilich Flexibilität gefragt.

Thema Spielphilosophie

Das bringt mich zum nächsten Thema, das bei Koller am Anfang mit starkem Offensivpressing verbunden war. Foda lässt vielleicht defensiver spielen, ich finde den Sturm-Stil diese Saison aber unterhaltsam und schön anzusehen. Die neue Grazer Flexibilität ist auch im Team gefordert. Ein guter Plan alleine ist im modernen Fußball fast nichts mehr wert, es braucht für jedes Spiel mehrere.

Thema Bundesliga

Lustig finde ich, dass als Argument für Foda öfters eingebracht wurde, "dass er die Bundesliga so gut kennt". Denn Koller holte kaum Spieler aus der Liga – und es spricht nicht wirklich viel dafür, das zu ändern. Ich befürchte, dass Spieler, die in Österreich tätig sind, in Länderspielen auf höchstem Niveau mit der Fitness und dem Tempo der Gegner überfordert sind. Ich sehe es vielmehr als Aufgabe von Foda, aus den mittlerweile sehr vielen Legionären noch den einen oder anderen Unentdeckten im Team eine Chance zu geben.

Thema ÖFB-Hierarchie

Wenn Peter Schöttel seine Rolle so anlegt wie Willi Ruttensteiner, könnte es möglicherweise krachen. Denn Foda ist als Typ sehr dominant. Da passt ein Sportdirektor, der über dem Trainer steht, nicht dazu. Da ich Schöttel aber als eher introvertierten, vorsichtigen Typ einschätze, könnte das Duo mit einem neuen Zusammenspiel gut passen.

paul.scharner@kurier.at

Kommentare