Politik von innen / Dörfler: "Man hat mich unterschätzt"

Politik von innen / Dörfler: "Man hat mich unterschätzt"
Die zweisprachigen Ortstafeln sind für ihn erst der Anfang. Jetzt will Landeshauptmann Dörfler Kärnten eine europäische Zukunft geben.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

E r ist nach dem 3. Parlamentspräsidenten Martin Graf der ranghöchste Amtsträger der FPÖ. Er ist Landeshauptmann der FPK, der Kärntner Dependance der Freiheitlichen. Einer Partei, die das Deutschkärntnertum verherrlichte, auf Kosten der slowenischen Volksgruppe Wahlkämpfe bestritt, Asylwerber auf der Saualm kasernierte und gegen die EU polemisiert. Aber Gerhard Dörfler ist in diese Reihen nicht so leicht einzuordnen. "Man hat mich unterschätzt", schmunzelt der Kärntner Landeshauptmann beim Interview mit dem KURIER in seinem Wiener Lieblings-Kaffeehaus, dem Café Landtmann. Seine Botschaft ist klar: Das Aufstellen der zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten ist für ihn nur ein Beginn. Es markiert den Start in eine neue Zukunft Kärntens, die er in einer Europaregion mit Friaul, Slowenien und einigen Regionen Kroatiens sieht. "Die Ortstafeln wirkten wie ein Ventil, die Stimmung hat sich definitiv gedreht. Man sah sich gegenseitig als schwierige Nachbarn, und jetzt sind wir dabei, Freunde zu werden." Dörfler sprudelt nur so, wenn er über seine Vorhaben in der Alpen-Adria-Region spricht. Sie reichen von kleinen, zwischenmenschlichen Projekten wie ein Altenheim in Bad Eisenkappel bis hin zu großen Plänen: Die Region will sich touristisch gemeinsam vermarkten - Urlaub von der Adria bis zu den Hohen Tauern. Strand, Berge, Sonne. Als Trägerprojekt dient eine gemeinsame Bewerbung für eine Ski-Weltmeisterschaft.

Umschlagplatz Villach

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Besonders stolz ist Dörfler auf einen Erfolg in der EU, indem Kärnten Knotenpunkt der Nord-Süd-Verbindung zwischen Ostsee und Adria wird. Die EU hat der TEN-Verbindung Priorität eingeräumt und zahlt beim Ausbau der Bahnstrecke kräftig mit. "Der als Jörg Haider -Gedenkstollen belächelte Koralmtunnel wird nun von der EU co-finanziert", bemerkt Dörfler nicht ohne Ironie. Fünf Adriahäfen beteiligen sich am riesigen Verschubbahnhof Villach, der zum Umschlagplatz für Lebensmitteltransporte nach Indien und China werden soll. Der Kärntner tanzt auch aus der Reihe der stets blockadewilligen Landeshauptleute. Als größtes Anliegen nennt er eine Bildungsreform. "Ich bin ganz klar für die Ganztags-Gesamtschule", sagt er. "Ich hoffe, ich erlebe es noch, dass die Schule von halb neun bis 17 Uhr dauert, und danach haben die Kinder ein Leben - ohne Hausaufgabe, ohne Nachhilfe, nur Eltern und Freizeit." Um diese ideale Schule zu verwirklichen, sollten regionale Schulzentren gebaut werden, in denen die Kinder auch Bewegung und Kultur erleben können. Dörfler: "Kleinstschulen bringen nichts, da kann man den Kindern dieses Angebot nicht bieten."

Gelb wie die Sonne

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Außerdem müssten die Schüler auch auftreten und vor größeren Gruppen sprechen lernen. "Sie werden einmal im globalen Wettbewerb stehen. Sie müssen hinaus." Kanzler Werner Faymann habe er einen Bildungsgipfel abgerungen, "damit hier endlich etwas weitergeht". Für die Landtagswahl Anfang 2014 kündigt Dörfler an: "So ich gesund bleibe, werde ich wieder kandidieren." Das wird dann keine Haider-Gedenkwahl mehr, sondern eine echte Dörfler-Wahl. Nach Umfragenlage dürfte Dörfler den Platz 1 behalten. Als Koalitionspartner kann er sich künftig alle Parteien vorstellen: "Warum nicht Blau-Grün? Wir investieren so viel in Solarenergie, dass ich nicht mehr grün bin, sondern schon gelb wie die Sonne." Die jetzt in Kärnten offenbar wieder am Himmel steht.

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